Walter Ruck: Wiener Wirtschaft brummt noch – Maßnahmen für den Herbst setzen

26. Juli 2022

© Foto: Christian Skalnik

Walter Ruck: Wiener Wirtschaft brummt noch – Maßnahmen für den Herbst setzen

26. Juli 2022

Es braucht rasch gezielte Maßnahmen gegen die Teuerung, zur Senkung des Energieverbrauchs und eine Fachkräfteoffensive

Die Wiener Wirtschaft läuft. Wie eine aktuelle Befragung der Wirtschaftskammer Wien zeigt, konnten 61 Prozent der Wiener Unternehmen zuletzt steigende Auftragszahlen verzeichnen. Die Auftragslage bewegt sich in den letzten 12 Monaten damit fast auf Rekordniveau. Bei 22 Prozent entwickelten sich die Aufträge konstant, bei 17 Prozent schlechter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auf dementsprechend hohen Niveau liegen die Umsätze. Bei 57 Prozent der Wiener Betriebe sind sie gestiegen, bei 25 Prozent ist der Umsatz konstant geblieben, bei 18 Prozent ist er gesunken.

Auch am Arbeitsmarkt setzte sich die Erholung bisher fort. 30 Prozent der Unternehmen haben den Beschäftigtenstand ausgebaut, bei 60 Prozent ist er gleichgeblieben, nur zehn Prozent haben Mitarbeiter abgebaut.

Investitionsrekord

Auf Rekordniveau ist die Investitionstätigkeit der Wiener Unternehmen. Zuletzt wurden so hohe Werte 2006 erreicht. Fast die Hälfte (49 Prozent) haben ihrer Investitionstätigkeit verstärkt, bei 38 Prozent ist sie stabil. Investitionstreiber ist die Digitalisierung. 86 Prozent der Unternehmen geben sie als Grund für Neuinvestitionen an, gefolgt von Innovation und technischer Fortschritt (81 Prozent). Die Ökologisierung ist für 70 Prozent der Unternehmen ein Investitionsgrund.

„Dass sich die Wiener Wirtschaft besser erholt hat als der Bundesschnitt, ist ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der 140.000 Wiener Betriebe. Der Wirtschaftsstandort Wien ist in seiner Gesamtheit sehr heterogen aufgestellt, was uns in schwierigen Zeiten hilft“. – Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien

Sanktionen treffen ein Drittel

Von den Sanktionen gegen Russland sind laut Umfrage ein Drittel der Wiener Unternehmen direkt (fünf Prozent) oder indirekt (28 Prozent) betroffen. Überdurchschnittlich treffen sie den Wiener Tourismus (51 Prozent der Tourismusbetriebe) und den Handel (46 Prozent). Die direkt und indirekt von den Sanktionen betroffen Unternehmen geben überwiegend an, Liefer- bzw. Transportschwierigkeiten zu haben und dass Aufträge nicht oder nicht wie geplant durchgeführt werden können.

Während der Konjunkturmotor in Wien aktuell noch auf hohen Touren läuft, sind die Erwartungen der Wiener Unternehmen für den Herbst deutlich gedämpft. 22 Prozent gehen noch von einer Verbesserung der Auftragslage aus, 36 Prozent erwarten ein stabiles Niveau, 42 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Ähnlich, wenn auch positiver, sind die Erwartungen bei der Umsatzentwicklung: 29 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 33 Prozent mit konstanten Umsätzen und 38 Prozent mit Rückgängen.

„Damit sich die Konjunktur besser entwickelt, braucht es rasch gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft. Dazu zählen Maßnahmen zur gesamtwirtschaftlichen Senkung des Energieverbrauchs, eine Konzentration auf Unterstützung der von der Teuerung am meisten betroffenen Haushalte und Unternehmen sowie eine Fachkräfteoffensive, um den positiven Trend am Arbeitsmarkt fortzuführen.“ – Walter Ruck

In Sachen Fachkräftemangel brauche es Maßnahmen, die auch kurzfristig wirken – etwa durch die überregionale Vermittlung offener Jobs sowie durch die Attraktivierung der Lehre. Einerseits durch die weitere Modernisierung der Berufsausbildung, andererseits etwa durch Lehrlingsstipendien, die es auch Erwachsenen ermöglichen, eine Lehre zu beginnen.

Mitarbeiter halten

Noch positiv ist der Ausblick der Wiener Unternehmen in Sachen Beschäftigungsstand: 65 Prozent der Betriebe wollen den Mitarbeiterstand halten, 24 Prozent planen eine Ausweitung, nur elf Prozent rechnen damit, Mitarbeiter abbauen zu müssen. Auch bei den Investitionen ist der Trend durchaus positiv. 36 Prozent der Wiener Betrieben planen eine Erhöhung, 46 Prozent halten die Investitionen stabil, 18 Prozent planen eine Reduzierung.

Als größte Herausforderung für das laufende Jahr sehen die Wiener Unternehmen mit 75 Prozent die Arbeitskosten, gefolgt vom Arbeits- und Fachkräftemangel (73 Prozent) und den Energie- und Rohstoffkosten (56 Prozent).

„Die Regierung hat mit dem Entlastungspaket zweifelsohne einen großen Schritt getan. Die Abschaffung der kalten Progression ist ein Win-Win für Unternehmen und Beschäftigte. Daher haben wir uns intensiv dafür eingesetzt, wie übrigens auch für die Unterstützung energieintensiver Branchen. Dennoch ist es wichtig, nicht auf halbem Weg stehen zu bleiben. Wenn Sozialleistungen wie geplant valorisiert werden, ist es umso wichtiger, auch Fixbeträge und Pauschalen des Wirtschaftslebens automatisch an die Teuerung anzupassen. Viele durch die Inflation verursachte Probleme können so einfach und unbürokratisch gelöst werden. Die Wirtschaftskammer Wien hat ein dementsprechendes Modell für ein Valorisierungsgesetz bereits vorgelegt“, sagt Ruck abschließend.

Anzuwenden wären die Anpassungen per Valorisierungsgesetz – abgesehen von den Lohn- und Einkommensteuertarifen – auch auf unzählige Bereiche, wo gesetzliche Fixbeträge bestehen, wie etwa das Kilometergeld (derzeit 42 Cent pro Kilometer), die Kleinunternehmer-Grenze (derzeit 35.000 Euro Umsatz pro Jahr) oder die Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter (derzeit 800 Euro).

Webtipp:

Walter Ruck zu Entlastungspaket: Nicht auf halbem Weg stehen bleiben

Nur ein Stück im Gesamtbild der Entlastung

Quelle: WK-Wien

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