Modern denken und handeln und den Servicegedanken weiter hoch halten – das ist das Credo des neuen Wiener Innungsmeisters Wolfgang Lederhaas. Die steigende Sensitivität gegenüber chemischen Rohstoffen sieht er als Herausforderung für die Branche.
Als „ziemlich heterogene Gruppe” beschreibt Wolfgang Lederhaas, seit April neuer Innungsmeister der chemischen Gewerbe Wiens, seine gut 550 Betriebe starke Branche, zu der kleine Seifenhersteller ebenso zählen wie Schädlingsbekämpfer, Farbenerzeuger, chemische Labors oder lokale Niederlassungen großer, internationaler Pharmakonzerne. Größte und stetig wachsende Berufsgruppe sind die Kosmetikhersteller – seit der Gewerbeordnungsreform 2017 ein freies Gewerbe. Obwohl Lederhaas nichts von protektionistischem Branchenschutz hält, findet er das bedenklich. „Die gesetzlichen Anforderungen in diesem Metier steigen ständig, man muss tausende Substanzen kennen, Hygienevorschriften beachten – und gleichzeitig keinerlei Qualifikation nachweisen.” Die Innung biete neuen Betrieben deshalb aktiv Unterstützung und Information an.
„Wir weisen sie auf den WIFI-Lehrgang für Kosmetikhersteller hin, in dem die wichtigsten Basics vermittelt werden.”
Wolfgang Lederhaas, Innungsmeister der chemischen Gewerbe Wiens
Die steigende Sensitivität gegenüber chemischen Stoffen zieht sich durch alle Berufsgruppen. „Green chemisty” – also Methoden und Stoffe zu finden, die Umwelt und Gesundheit möglichst nicht belasten – sei das Schlagwort der Stunde, sagt der studierte Geistes- und Naturwissenschafter. „Was nicht schaden kann, wirkt aber auch nicht”, bringt er das Problem auf den Punkt. Dass immer mehr chemische Substanzen Restriktionen unterliegen, betreffe auch die Schädlingsbekämpfer, deren Arbeitsmittel so laufend eingeschränkt werden.
In der Innungsarbeit will der neue Branchenvertreter „den Servicegedanken hoch halten” und dabei moderne Wege der Kommunikation und Information nutzen. Betriebsbesuche und Branchenfrühstücke mit Fachvorträgen zu aktuellen Themen sollen den Kontakt der Betriebe zu ihrer Innung stärken und intensivieren. Für die Schädlingsbekämpfer und die chemischen Labors wurden eigene Berufsgruppensprecherinnen bestellt. „Ein Kopf kann nicht alles können”, so Lederhaas, selbst Kosmetikerzeuger.
Schubladendenken – hier die Arbeitnehmer, da die Wirtschaft, hier das Handwerk, dort die Industrie – hält er für überholt. „Wir kommen nur alle gemeinsam ans Ziel”, setzt er bewusst auf die Vernetzung mit der Industrie – „die sind oft näher an Informationen dran”, den Behörden und auch Konsumentenvertretern.
Aktiv der modernen Zeit begegnen – das ist Lederhaas’ Credo. Eine Patentlösung gebe es allerdings nicht. Jeder Betrieb müsse sich bewusst machen, was die neuen digitalen Möglichkeiten für ihn bedeuten und wie und wo er sie einsetzen könne.
„Moderne Tools verschaffen einen Vorsprung.”
Wolfgang Lederhaas
Quelle: Wiener Wirtschaft