Lehrabschluss als Studienberechtigung anerkennen

21. März 2023

© Foto: Christian Skalnik

Lehrabschluss als Studienberechtigung anerkennen

21. März 2023

Lehrabsolventen sollen Zugang zu facheinschlägigen Studien erhalten – Durchlässigkeit der beruflichen Bildung Richtung tertiärer Ausbildung erhöhen und Bildungsweg Lehre damit aufwerten

Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie hat ein Aufwärtstrend in der Lehre eingesetzt, der quer durch alle Branchen geht. Besonders zeigt sich das bei den Lehranfängern in den Wiener Betrieben: Ende Februar gab es um 17,4 Prozent mehr Lehrlinge im ersten Lehrjahr als noch vor einem Jahr.

„Angesichts des massiven Fachkräftemangels muss alles getan werden, um die Lehre so aufzuwerten, dass sie von den Nachwuchsgenerationen als gleichwertiger und attraktiver Bildungsweg wahrgenommen wird.“

Walter Ruck

Die Ausbildung zur Fachkraft über den Bildungsweg Lehre weist jedoch noch immer ein wesentliches Manko gegenüber schulischen Ausbildungswegen auf – nämlich die mangelhafte Durchlässigkeit zum tertiären Bildungssektor. Denn mit dem Lehrabschluss alleine bleibt der Fachkraft der Zugang zu Fachhochschule und Universität verwehrt. „Ein gravierender Nachteil für den Bildungsweg Lehre, der viele Jugendliche dazu bewegt, sich eher für den schulischen Weg mit Maturaabschluss zu entscheiden – selbst dann, wenn ihre Stärken im praktischen Tun liegen und sie in einer Lehre am richtigen Platz wären“, sagt Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien.

So sieht es derzeit aus

Während eine Lehre nach der Matura jederzeit möglich ist und Maturanten als Lehrlinge in den Ausbildungsbetrieben sehr willkommen sind, ist das Erlangen der Hochschulreife nach einer Lehre mit einigem Aufwand verbunden. Dafür muss man derzeit die Matura absolvieren – entweder parallel zur Lehre (Berufsmatura) oder nach dem Lehrabschluss – oder eine Studienberechtigungsprüfung ablegen. Eine weitere Möglichkeit war es bisher, mit Lehrabschluss einen Akademischen Lehrgang zur beruflichen Weiterbildung mit Master-Abschluss (z.B. Berufsakademien des WIFI Wien) zu besuchen. Dies läuft wegen einer Gesetzesänderung im September 2023 jedoch aus.

Lehrabsolventen sollen facheinschlägige Hochschulreife erlangen

Die Wirtschaftskammer Wien fordert deshalb, dass die Lehrabschlussprüfung als Zugangsberechtigung für facheinschlägige Studien anerkannt wird. Zwei Beispiele, wo das konkret umgesetzt werden könnte:

    • Ein Lehrabschluss im Lehrberuf Metalltechnik mit Schwerpunkt Maschinenbautechnik soll zum TU-Studium Maschinenbau berechtigen.
    • Ein Lehrabsolvent im Lehrberuf Informationstechnik – Schwerpunkt Betriebstechnik soll mit der Lehrabschlussprüfung auch die Berechtigung für das Studium Technische Informatik erhalten.

    Welcher Lehrabschluss zu welchem Studium berechtigt, wäre in Abstimmung mit den Branchen sowie Universitäten und Fachhochschulen genau zu definieren und per Verordnung festzulegen. Zusätzlich müsste das Universitätsgesetz entsprechend angepasst werden. „Angesichts des massiven Fachkräftemangels muss alles getan werden, um die Lehre so aufzuwerten, dass sie von den Nachwuchsgenerationen als gleichwertiger und attraktiver Bildungsweg wahrgenommen wird. Die eingeschränkte Hochschulreife im Lehrabschlusszeugnis wäre dafür ein wichtiger Schritt, der zu einer höheren Qualifikation der Fachkräfte und letztlich zu mehr Studenten und Absolventen in den gefragten MINT-Sparten führen würde“, so Ruck.

    Quelle: WK-Wien

    Zurück zur Übersicht

    Jetzt neue Kontakte knüpfen!

    Erweitern Sie jetzt Ihr Wirtschafts­netzwerk in Wien.

    mehr erfahren

    Ähnliche Beiträge

    KIM-Verordnung vor dem Aus

    KIM-Verordnung vor dem Aus

    Die KIM-Verordnung, offiziell die "Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung", wurde 2022 von der Finanzmarktaufsicht (FMA) eingeführt und hat seither viele Kritiker gefunden. Was steckt da genau dahinter? Prinzipiell Gutes. Der Grundgedanke war:...

    mehr lesen
    Ein Stück Dubai am Floridsdorfer Spitz

    Ein Stück Dubai am Floridsdorfer Spitz

    Die Adventzeit bleibt ein entscheidender Faktor für den Wiener Handel. Durchschnittlich fünf von den statistisch geplanten acht Packerln wollen die Wienerinnen und Wiener im lokalen Handel kaufen. Was bedeutet, dass damit auch in diesem Jahr der Großteil des...

    mehr lesen
    Wiener lieben ihre Christkindlmärkte

    Wiener lieben ihre Christkindlmärkte

    Wenn es allerorts wieder nach Punsch, Glühwein und Lebkuchen duftet, dann weiß man: Die Adventzeit hat begonnen und bis zum Christkind ist es auch nicht mehr lange hin. „Das Interesse und die Begeisterung der Wiener für Weihnachtsmärkte ist ungebrochen. Für die große...

    mehr lesen