Hohlglasveredler, Hufschmied, Büchsenmacher – Neumann: „Seltene Lehrberufe sind nicht nur ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft, sondern auch unseres kulturellen Erbes“
Wien ist nicht nur die Stadt der Musik und Kultur, sondern auch ein Zentrum für seltene und traditionsreiche Lehrberufe. Wiener Betriebe bilden mit Stand Jahresbeginn 14.796 Lehrlinge aus, was einem Anstieg von vier Prozent im Jahresvergleich entspricht. Ein Drittel dieser jungen Menschen erlernt einen Beruf im größten Ausbildungssektor, der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien (WK Wien).
Lehre gewinnt an Attraktivität
„Die Wirtschaft braucht dringend Fachkräfte. Umso erfreulicher ist es, dass die Lehre in vielen Branchen die wichtigste Ausbildungsschiene bleibt und dank intensiver Imagearbeit zunehmend an Attraktivität gewinnt“, betont Maria Neumann, Spartenobfrau des Wiener Gewerbes und Handwerks.
Unter den Lehrlingen befinden sich auch solche, die seltene Lehrberufe erlernen. Dazu gehören unter anderem etwa Polsterer, Steinmetze und Büchsenmacher. Auch Hufschmiede, Blechblasinstrumentenbauer und Holzblasinstrumentenbauer sind in dieser exklusiven Gruppe vertreten. Weitere Beispiele sind Klavierbauer, Präparatoren, Bildhauer und Keramiker. Nicht zu vergessen sind Hohlglasveredler und Chocolatiers, die mit ihrer handwerklichen Fertigkeit und Kreativität zur Vielfalt und zum Erhalt traditioneller Fähigkeiten beitragen.
Von der Lehre zum Hohlglasveredler mit Gravur…
Besonders hervorzuheben ist der Beruf des Hohlglasveredlers mit Gravur, ein Kunsthandwerk, das eine präzise und sorgfältige Arbeitsweise erfordert. Dieser seltene Lehrberuf wird bei dem traditionsreichen Wiener Unternehmen J.&L. Lobmeyr erlernt, das bekannt ist für seine exquisite Glaskunst und seine langjährige Geschichte in der Herstellung und Veredelung von Glasprodukten. Der derzeitige Lehrling, der seine Ausbildung im September 2022 begann, wird bereits im September dieses Jahres seine Lehrzeit beenden. Diese konnte dank seiner zuvor erworbenen Matura verkürzt werden, was ihm ermöglicht, schneller in das Berufsleben einzutreten. „Die Fähigkeit, Glas nicht nur zu formen, sondern kunstvoll zu veredeln, ist ein seltenes Handwerk, das besondere Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient. In Wien wird diese Tradition mit großer Hingabe gepflegt, und wir sind stolz darauf, solche spezialisierten Kenntnisse an die nächste Generation weitergeben zu können,“ erklärt Maria Neumann.
…zum gesuchten Metalldesigner…
Übrigens bietet man in der Lusterwerkstatt der Firma ab August/September zwei Lehrstellen im Bereich Metalldesign an. Im Rahmen dieser dreijährigen Ausbildung erlernen die Lehrlinge die Entwurf- und Fertigungstechniken für Gebrauchs- und Ziergegenstände aus Metall, darunter Treppengeländer, Beleuchtungskörper und Kerzenhalter. Neumann: „Diese spannende und kreative Ausbildung bietet jungen Talenten die Möglichkeit, in die Welt des Metalldesigns einzutauchen und Fertigkeiten in der Gestaltung sowie Herstellung von sowohl funktionalen als auch dekorativen Metallgegenständen zu erlernen. Metalldesigner entwerfen und fertigen eine Vielfalt an Produkten, von eleganten Treppengeländern bis hin zu kunstvollen Luster und Kerzenhaltern. Die Ausbildung kombiniert traditionelle Handwerkstechniken mit modernen Methoden wie CNC- und Lasertechnik und ermöglicht eine Spezialisierung in Bereichen wie Gürtlerei, Gravur oder Metalldrückerei.“
… zum Büchsenmacher-Lehrling in Wien
Ein weiteres einzigartiges Beispiel für die Förderung seltener Lehrberufe in Wien ist der Büchsenmacher, ein Beruf, der auf eine lange Tradition zurückblickt und heute nur noch selten erlernt wird. Derzeit wird dieser anspruchsvolle Lehrberuf bei der Firma Joh. Springer’s Erben Handels GmbH, einem renommierten Unternehmen mit Spezialisierung auf hochwertige Jagd- und Sportwaffen, vermittelt. Der Lehrling, der seine Ausbildung im April 2023 begonnen hat, war ein Jahr der einzige und freut sich seit 1. April über einen zweiten Lehrlingskollegen. Bis heute sind die beiden die letzten zwei in ganz Wien.
„Diese seltenen Lehrberufe sind nicht nur ein wichtiger Teil unserer Wirtschaft, sondern auch unseres kulturellen Erbes“, fügt Maria Neumann hinzu. „Es ist von großer Bedeutung, dass wir diese Berufe für zukünftige Generationen erhalten und weiterhin junge Talente für sie begeistern.“
Quelle: WK-Wien