Wien-Rekorde bei Lehrlingszahlen – Smodics-Neumann: „Plus 25,8 Prozent Lehranfänger: Lehre im Gewerbe und Handwerk bringt top Karriere- und Verdienstchancen“
„Wir freuen uns über ein Plus von einem Viertel mehr neue Lehranfänger im Gewerbe und Handwerk, das beweist, eine Lehre im Handwerk und Gewerbe ist attraktiv, sie bringt top Karriere- und Verdienstchancen“, sagt Maria Smodics-Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien (WK Wien). Konkret sind es mit Stichtag 31.10.2023 um 25,8 Prozent mehr Lehranfänger als im Vorjahr, in absoluten Zahlen sind das 328 neue Lehrlinge im ersten Lehrjahr.
Ein Drittel mehr in der Installations- und Gebäudetechnik
Interessant, welche Berufe einen besonderen Zulauf feststellen. Smodics-Neumann: „Bei der Installations- und Gebäudetechnik, Kfz-Technik, Metalltechnik und Informationstechnologie gibt es heuer um jeweils rund ein Drittel mehr Lehranfänger als vor einem Jahr. In der Elektrotechnik – der Lehrberuf mit den zweithöchsten Lehrlingszahlen in Wien – beträgt das Plus 18 Prozent, in absoluten Zahlen sind das 203 Lehrlinge.“ Beachtlich ist auch der Aufwind bei den Spenglerlehrlingen, wo es heuer gleich 23 – und damit mehr als doppelt so viele – Lehranfänger gibt wie im Vorjahr.
Wien hat meisten Lehrlinge
Wien hat bundesweit den mit Abstand höchsten Zuwachs bei der Gesamtzahl der Lehrlinge mit einem Plus von 10,6 Prozent. Noch stärker ist der Zuwachs bei den Lehranfängern: 20,7 Prozent mehr Jugendliche haben zuletzt in Wien eine Lehre begonnen.
„Die Lehre boomt in Wien. Das ist vor allem den Wiener Ausbildungsbetrieben zu verdanken. Sie tragen damit wesentlich dazu bei, die Lücke des Fachkräftebedarfs aktiv zu verkleinern. Das sind großartige Neuigkeiten.“
Maria Smodics-Neumann
Lehre im Imagewandel
Die starke Zunahme an neuen Lehrlingen in der Sparte bedeutet auch eine Imagewende für die Lehre: „Die Lehre ist in vielen Branchen die wichtigste Schiene, um Fachwissen weiterzugeben und so für den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs zu sorgen“, so Smodics-Neumann: „Basis-Handwerksberufe sind auch wichtig, um unser Leben stärker in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten – z.B. Installations- und Gebäudetechniker, Hochbauer und Elektrotechniker, um Gebäude energieeffizient zu machen.“
Jugendliche für Green-Jobs
In Hinblick auf die Energiewende rücken Ausbildungen mit ,Green Skills‘ stärker in den Fokus der Jugendlichen. Laut einer aktuelle Umfrage im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich haben drei von vier jungen Menschen Interesse an entsprechenden Ausbildungen. 75 Prozent der Schüler interessieren sich demnach für Jobs mit Umwelt-Fokus. „Handwerk hat goldenen Boden und eine Lehre im Handwerk und Gewerbe bedeutet Jobsicherheit und darüber hinaus noch, dass die Jugendlichen aktiv zur Energiewende beitragen können“, so Smodics-Neumann und nennt zwei Beispiele: „So etwa als Experten im Bereich der Photovoltaik, in der Installation von Smart-Home-Konzepten und Stromspeichern oder Ladestationen für E-Autos. Als Experten für die Planung und Installation von Heizungs-, Lüftungs- und Wasserversorgungsanlagen spielen Gebäudetechniker eine wichtige Rolle bei der Umrüstung auf klimafreundliche Lösungen unter Nutzung erneuerbarer Energiequellen, wie etwa Wärmepumpen oder Sonnenkollektoren.“
Klimaneutralität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung
Das Gewerbe und Handwerk ist der größte Lehrlingsausbilder des Landes. Mit 4.990 angehenden Fachkräften entfällt rund ein Drittel aller 15.088 Lehrlinge, die derzeit in Wiener Betrieben ausgebildet werden, auf den Bereich Gewerbe und Handwerk. Seit 2015 wurden mehr als zwei Dutzend neue Lehrberufe geschaffen und die Ausbildungsordnungen von rund 100 Lehrberufen überarbeitet und modernisiert. Der wichtigste Grund dafür ist die Digitalisierung, die in allen Berufen Einzug gehalten und sie verändert hat.
Energieberater, Hochvolt-Fachkraft
„Dank der höheren beruflichen Bildung wird die Lehre enorm aufgewertet werden. Junge Menschen haben im Betrieb künftig dieselben Entwicklungschancen wie auf der Schulbank oder an der Uni“, so Smodics-Neumann. Mit der höheren beruflichen Bildung wird aktuell ein eigenständiger berufspraktischer Bildungsweg geschaffen, der nahtlos an die Lehre anschließt und gleichwertig zum schulisch-akademischen Bildungsweg verläuft. Es werden formale Abschlüsse auf NQR-Stufe 5 (Anmerkung: Der Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) ist ein Instrument zur Einordnung von Qualifikationen des österreichischen Bildungssystems) möglich sein, die gleichwertig zu einem HTL-Abschluss eingestuft werden. Diese zukünftigen NQR5-Qualifikationen sollen besonders viele „Green Job“-Felder umfassen, etwa für Rauchfangkehrer die Qualifikation im Bereich Energieberatung, bei Elektrotechnikern die Spezialisierung auf „Green Technology“, die Fortbildung von KFZ-Technikern zur Hochvolt-Fachkraft. Smodics-Neumann: „Viele handwerkliche Berufe haben sich technisch enorm weiterentwickelt. Die Kombination von Handwerk und Technik in der Ausbildung ist die perfekte Basis für eine erfolgreiche Karriere und exzellente Karten am Arbeitsmarkt. Es muss niemand mehr nur aus Prestigegründen eine AHS-Matura machen, der Weg zur Höherqualifizierung geht jetzt auch über die Lehre.“
Quelle: WK-Wien