Überzogene Auflagen bremsen die Modernisierung in den Fahrzeugtechnik-Betrieben, sagt der Wiener Innungsmeister Georg Ringseis. In der städtischen Verkehrspolitik fordert er durchdachte Konzepte, die den Individualverkehr nicht ausbremsen.
Das Thema Betriebsanlagengenehmigung hängt wie ein Damoklesschwert über den Wiener Fahrzeugtechnik-Betrieben, sagt Innungsmeister Georg Ringseis. „Wenn ein Betrieb ausbauen möchte oder nur eine neue Hebebühne anschafft, muss die Betriebsanlagengenehmigung geändert werden. Die Folge ist ein bürokratisches Verfahren, das oft einen Rattenschwanz an Auflagen nach sich zieht”, weiß er. Allzu oft sind diese Auflagen für die Betriebe finanziell kaum zu stemmen.
„Die Behörden sollten immer auch mit in Betracht ziehen, was einem Betrieb wirtschaftlich zugemutet werden kann.”
Georg Ringseis, Innungsmeister der Wiener Fahrzeugtechniker
Das hemme die Modernisierung in der Branche und treibe viele Betriebe aus der Stadt ins Umland – was auch Nachteile für die Konsumenten nach sich zieht, denn seine Branche sei auch als innerstädtischer Nahversorger zu sehen, betont der Innungsmeister. „Und ein gut gewartetes Auto ist auch umweltschonender und dient der Verkehrssicherheit”, betont er. Dass man den Auflagen entsprechend arbeiten müsse, sei klar, aber: „Ich wünsche mir einfachere Genehmigungsverfahren ohne überzogene Auflagen. Die Behörden sollen mit Augenmaß urteilen und dabei auch in Betracht ziehen, was dem Betrieb wirtschaftlich zugemutet werden kann.”
Verkehrspolitik agiert oft unüberlegt
Ringseis kritisiert auch die immer stärkere Einschränkung der Flächen für den ruhenden und den fließenden Verkehr durch die städtische Verkehrspolitik. Parken sowie das Zu- und Abfahren zu den Betrieben werde in der Stadt immer schwieriger. Die Verkehrspolitik agiere hier oft unüberlegt, sagt der Innungsmeister und bringt das Beispiel einer vierspurigen Straße in Floridsdorf, die auf zweispurig rückgebaut wurde – mit einer Insel in der Mitte, die weder von Autofahrern noch von Fußgängern oder Radfahrern genutzt werden kann. „Anstatt Verkehrsflächen undurchdacht zu vernichten, sind kluge Konzepte gefordert.” Alles, was Verkehrsstaus und lange Umwege hervorrufe, sei kontraproduktiv – auch unter dem Umweltaspekt.
Kunden verschieben Investitionen
Corona hat auch bei den rund 700 Wiener Fahrzeugtechnik-Betrieben Spuren hinterlassen. Vor allem zu Beginn der Pandemie wurde viel weniger gefahren und daher auch weniger serviciert und repariert, sagt Ringseis. In dieser Phase haben Kurzarbeit und Stundungen bei Finanzamt und Sozialversicherung geholfen. Heute werde wieder mehr gefahren, „trotzdem merken wir die Pandemie in den Umsätzen.” Kunden würden Investitionen hinauszögern. Und Werkstätten, die auch mit Fahrzeugen handeln, spüren die Folgen der Pandemie noch stärker, weil der Neuwagenkauf eingebrochen ist. Sorge macht dem Branchenvertreter auch die Nachwuchsfrage. „Die heutigen Fahrzeuge sind hochkomplex. Es fehlt an jungen Fachkräften, die bereit sind, hier mitzugehen”, sagt er. Viele Jugendliche hätten auch ein falsches Berufsbild. „Nur einen Diagnosecomputer anzustecken reicht bei weitem nicht aus. Man muss das ganze System schon verstehen und sich dafür interessieren.”