Davor Sertic, Obmann der Sparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Wien, will mehr gegenseitiges Verständnis und mutige Konzepte auf Wiens Straßen – egal ob bei Dienstleistungen wie Taxifahrten, Infrastrukturprojekten wie dem Fernbusterminal oder Umweltschutz.
Welches Verkehrsmittel mögen Sie am Liebsten?
Sertic: Ich bin ein Allrounder. Als Speditionsunternehmer dreht sich bei naturgemäß viel um LKW. Zu meinen Terminen fahre ich mit dem Auto, den Öffis, dem Taxi oder gerade im Sommer auch gerne mit der Vespa. Und privat bin ich passionierter Mountainbiker. Alle Fortbewegungsmittel brauchen in Wien ihren Platz – wichtig sind gegenseitiges Verständnis, gute Abstimmung und fairer Wettbewerb auf den Straßen.
Apropos fairer Wettbewerb: Der Nationalrat hat Taxis und Uber gleichgestellt.
Sertic: Ja, das war ein großer Erfolg, Ich habe viele Gespräche mit Mitgliedern der Branche geführt, lange dafür gekämpft und bei Politikern und Entscheidungsträgern dafür lobbyiert.
Manche kritisieren, dass das ein innovationsfeindliches Gesetz ist?
Sertic: Alle Personenbeförderer – egal, ob klassisches Taxi oder Nuter von Kommunikationsplattformen – finden jetzt gleiche und faire Bedingungen vor. Es gewinnt nicht derjenige mit Dumpingpreisen, sondern derenige, der den Kunden den besten Service bietet. Wer am Markt bestehen will, muss sich neu erfinden., Auf lange Sicht wird das Gesetz also sogar Innovation fördern – und das braucht Wien auch.
Ist eine eingesessene Branche wie die Taxis überhaupt bereit für Innovation?
Sertic: Absolut. Natürlich gibt es wie in jeder Branche schwarze Schafe, aber der Großteil der Taxifahrer will sich weiterentwickeln und den Kunden mit seinem Service abholen – und zwar nicht nur örtlich, sondern auch im übertragenen Sinn. Bei der Qualität muss man nachschärfen, aber das vorherrschende schlechte Image haben sich Wiens Taxifahrer so sicher nicht verdient.
Was steht neben der Hebung der Qualität noch auf Ihrer Agenda bei den Taxis?
Sertic: Das Gesetz ist zwar beschlossen, aber das regelt erst die grundsätzlichen Rahmenbedingungen. Jetzt gilt es, noch die konkreten Details in der Bundesbetriebsordnung und auf Wienebene in der Landesbetriebsordnung zu fixieren. Ich bin zuversichtlich, dass beides bis Ende des Jahres gelingt.
Der Wiener Verkehr soll noch in einem Bereich moderner werden. Ein neuer Fernbusterminal soll entstehen…
Sertic: Endlich! Das war ein jahrelanger Kampf. Wien ist eine wichtige Touristen-Drehscheibe, gleichzeitig werden Busreisen immer wichtiger. Zum Glück hat sich Wien zu diesem wichtigen Infrastrukturprojekt bekannt. Klar ist allerdings: je mehr die Profis unserer Buswirtschaft eingebunden werden, desto besser und zukunftsträchtiger wird das Ergebnis werden.
Umweltschutz wird immer wichtiger. Wie lässt sich das mit dem Straßenverkehr vereinbaren?
Sertic: Verkehr an sich darf nicht das Feindbild sein, Eine Stadt funktioniert schließlich nicht ohne. Insbesondere Versorgung und Mobilität müssen sichergestellt werden. Aber natürlich gibt es Bereiche, in denen man mutig nachschärfen muss, Darum werden derzeit einige Pilotprojekte derzeit beim Projekt Logistik 2030+ für Wien und Niederösterreich entwickelt und noch heuer vorgestellt.
Quelle: Wiener Wirtschaft