Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck und Post-Chef Georg Pölzl ziehen Zwischenbilanz über das Wiener Vorzeigeprojekt: Kostenlose PCR-Tests für alle.
Auch wenn die Durchimpfungsrate laufend und erfreulicherweise steigt, bleibt das Testen nach wie vor ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Pandemie. Hochwertige PCR-Tests spielen dabei eine entscheidende Rolle. Wien hat mit „Alles Gurgelt“ hier eine Vorreiterrolle inne. Diese Woche wurde erstmals die Marke von vier Millionen PCR-Tests übersprungen.
Niederschwelliges Angebot
„Man kann die Menschen nur dann in großem Ausmaß zum Test bewegen, wenn das Angebot niederschwellig ist – und das ist mit diesem Produkt gelungen und macht meines Erachtens auch seinen Erfolg aus“, bilanziert der Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck über die für den Anwender kostenlosen Test. Die Wiener WK hat das Projekt gemeinsam mit der Stadt Wien, dem Rewe-Konzern, dem Labor Lifebrain, dem Technikpartner Lead Horizon sowie der Post auf die Beine gestellt.
„Bereits im Oktober des vergangenen Jahres offenbarte sich die Wichtigkeit dieses Projekt.“
Walter Ruck
Durch die Mutationen und der dadurch erhöhten Ansteckungswahrscheinlichkeit auf für bereits Geimpfte, bliebe der PCR-Test weiterhin ein wichtiges Instrument.
Logistik ein entscheidender Faktor
Die Möglichkeit des PCR-Tests steht und fällt dabei mit der Logistik, denn mit der Durchführung des Tests zu Hause beginnt die Uhr bereits zu ticken, nachdem das entsprechende Zertifikat 72 Stunden danach die Gültigkeit verliert. Für diesen Zwischenschritt zum Labor war und ist die Post verantwortlich. „Aus der Perspektive der Post AG sind wir glücklich mit dem Projekt die Leistungsfähigkeit unserer Logistik unter Beweis stellen zu können. Diese wird für gewöhnlich nur dann bemerkt, wenn sie nicht funktioniert – das ist ähnlich wie bei der IT“, zeigt sich Georg Pölzl, CEO der Österreichischen Post AG, mit dem bisher Erreichten zufrieden, denn schließlich erwies sich das Projekt „Made in Austria“ bisher in allen Belangen als ein äußerst erfolgreiches Unterfangen im Kampf gegen die Coronapandemie. Erst kürzlich wurden von der Post im Auftrag der Stadt Wien 1,17 Millionen Testkits an alle Wiener Haushalte zugestellt.
Anfragen aus anderen EU-Staaten
Der Erfolg von „Alles Gurgelt“ führte auch dazu, dass bereits mehrere Anfragen aus anderen EU-Staaten kamen, aus einigen Nachbarländern, aber auch aus Paris oder Spanien wurden Interesse bekundet. Am Donnerstag kündigte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig bei einem Treffen der Hauptstadtbürgermeister von Deutschland, Österreich und der Schweiz zudem an, das Projekt seinen Amtskollegen in Berlin und Bern vorstellen zu wollen. In Wien sind indes weiterhin täglich 55 Post-Fahrzeuge und rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post für „Alles Gurgelt“ im Einsatz und legen dafür im Schnitt 3.500 Kilometer pro Tag zurück. Und auch an die Postler selbst werden im Schnitt wöchentlich 4.300 Gurgeltests ausgegeben.
Schnelle Ergebnisse
„Alles Gurgelt“ wuchs bewusst langsam auf die Größe heran, um auch eine 100-prozentige Sicherheit in der Abwicklung garantieren zu können. Immerhin soll ein Testergebnis binnen 24 Stunden zur Verfügung stehen. Meist geht es deutlich schneller. In der Pilotphase vom 25. Jänner bis Ende März waren es noch 5.600 Tests pro Woche, die während dieses Zeitraums auf 108.000 Test pro Woche hochskaliert wurden. Dann kam die Vollausrollung, also die Testmöglichkeit für alle Wiener Bürger und nicht nur für die Mitarbeiter derjenigen Firmen, die schon beim „Pilot“ dabei waren. Von April bis Mitte Mai stieg die wöchentliche Testfrequenz dann auf wöchentlich 250.000, danach verzeichnete das Projekt 300.000 bis 350.000 Tests. Wie es in Zukunft weitergehen wird, dahingehend zeigt sich WK-Präsident Ruck optimistisch: „Ich hoffe, dass wir mit der Durchimpfung dagegenhalten und wir nicht noch einmal zu unerwünschten Maßnahmen greifen müssen“, lautet die Antwort auf die Frage, ob im Herbst mit einer drohenden nächsten Welle zu rechnen sei.