Maria Smodics-Neumann, Spartenobfrau der WK Wien, im Gespräch über Lehre und Meisterprüfung.
„Die Zeit war noch nie so gut für das richtige Handwerk.“
Maria Smodics-Neumann, Abg.z.NR, Spartenobfrau Gewerbe & Handwerk
Was kann die Lehre und in Folge die Meisterprüfung, was AHS und Studium nicht können?
Smodics-Neumann: Gerade während man sich auf die Meisterprüfung vorbereitet, lernt man noch unglaublich viel. Besonders wichtig ist, dass man als angehender Meister die wirtschaftliche Realität kennenlernt und Einblicke in die Führung eines Unternehmens bekommt. Da kann ein Praktikum nicht mithalten.
Was bringt die Meisterprüfung?
Smodics-Neumann: Auf der einen Seite ist damit die Berufsausbildung abgeschlossen. Auf der anderen Seite ist die Meisterprüfung der Schlüssel zur Selbstständigkeit.
Wie schätzen Sie die Zukunft für das Handwerk und Gewerbe ein?
Smodics-Neumann: Die Zeit war noch nie so gut für das wirkliche Handwerk. Ein Beispiel sind die Schneider. In den 1990er Jahren hatten viele das Gefühl mit der Konfektion konkurrieren zu müssen. Das hat nicht funktioniert, aber die, die das traditionelle Handwerk beherrschen und dadurch hohe Qualität bieten, haben volle Auftragsbücher. Der Trend geht weg von der Kurzlebigkeit.
Also reparieren statt wegwerfen?
Smodics-Neumann: Genau. Heute shließen sich der antike und frisch renovierte Kasten neben Möbeln aus einem schwedischen Möbelhaus nicht mehr aus oder auch für die kaputte Kaffemaschine braucht es Mechaniker. Dafür müssen wir natürlich gute Fachkräfte ausbilden und hohe Standards erhalten.
Ist die Ausbildung noch zeitgemäß?
Smodics-Neumann: Ja, durch die Verbindung von alt und neu. Für die Meisterprüfung erlernt man auch Methoden und Handgriffe, die derzeit nicht mehr verwendet werden. Wie wichtig das ist zeigt sich aktuell beim Wiederaufbau der Notre Dame.
Quelle: Wiener Wirtschaft