Gregor Kadanka, Gf. Mondial Reisen und Vertreter der Reisebüros in Wien und Österreich ist Initiator der Arge „Restart“. Mit den Playern der heimischen Reisebranche – Reisebüros, Hotellerie, Flugverkehr, Buchungssystemeanbieter – wird an einer Gesamtstrategie für den Tourismus gearbeitet.
TeamWirtschaftsbund: Die Reisebranche steht für fast grenzenlose Freiheit, keine Destination war unerreichbar, in Zeiten der Corona-Pandemie hat sich das dramatisch verändert, wie sieht es derzeit in der Reisebranche aus?
Gregor Kadanka: Die Situation ist in der Tat Besorgnis erregend, es trifft kleine und große Unternehmen, viele stehen an der Kippe. Die Verlängerung des Lockdowns war ein schwerer Rückschlag. Die Wochen zu Beginn eines neuen Jahres stellen in der Regel die stärkste Buchungszeit für Reisebüros und Reiseveranstalter dar. In normalen Jahren ist jetzt die Zeit den heiß ersehnten Sommerurlaub zu buchen. Wir müssen bedenken, dass viele Angestellte in der Reisebranche schon monatelang in Kurzarbeit sind, d.h. zu reduzierten Arbeitszeiten müssen gleichzeitig bestehende Gehälter vorfinanziert werden, ohne dass aber die Chance auf Umsatz besteht. Das bringt viele Unternehmen an die Grenzen der Liquidität.
TeamWirtschaftsbund: Wie sieht es mit staatlichen Unterstützungen aus? Welche Maßnahmen wurden gesetzt?
Gregor Kadanka: Es braucht Liquidität und finanzielle Sicherheit für die österreichische Reisebranche. Die mit Bundeshaftungen besicherte Überbrückungsfinanzierung konnte schnell die finanzielle Absicherung für die Unternehmen garantieren. Der Fixkostenzuschuss 800.000€ ist für kleine Reisebüros eine Hilfe, für mittelständische Reisebüros war dieser aufgrund der Deckelung nicht ausreichend.
Mit Ende Jänner konnte jedoch durch die Erhöhung des EU-Beihilferahmens ein wichtiger Verhandlungserfolg erzielt werden. Konkret können damit Betriebe, für die bisher eine Förderobergrenze von 800.000 Euro galt, bis zu 1,8 Mio. Euro unterstützend erhalten. Außerdem wurde auch die Grenze beim Verlustausgleich für mittlere und größere Unternehmen von 3 auf 10 Millionen Euro erhöht. Jetzt müssen auf nationaler Ebene schnell die entsprechenden Anpassungen vorgenommen werden, damit die laufenden Hilfsprogramme bestmöglich an den neuen Rahmen angepasst werden.
Mit dem Rückzug diverser Versicherungsunternehmen und Banken aus der Insolvenzabsicherung für Pauschalreiseanbieter gab es eine weitere Branchen-Baustelle. Ohne Insolvenzschutz für Kundengelder dürfen Reiseveranstalter oder Reisebüros keine Pauschalreisen bzw. die Hotellerie keine Package-Angebote anbieten. Mit der Insolvenzabsicherung der ÖHT konnte ein wichtiger Ersatz für die Reisebranche geschaffen werden. (https://www.oeht.at/produkte/oeht-insolvenzabsicherung/ )
TeamWirtschaftsbund: Was sind aus deiner Sicht die nächsten Schritte für einen raschen Restart?
Gregor Kadanka: Es braucht eine Gesamtstrategie und Planungssicherheit! Damit der heimische Outgoing-, als auch der für Österreich so bedeutende Incoming-Tourismus eine Perspektive erhält, brauchen wir klare Ansagen und europaweit sowie allenfalls auch international harmonisierte und effiziente Regelungen.
Im Detail, um diesen für die Reise- und Tourismusbranche umzusetzen braucht es daher aus unserer Sicht eine zwingend europaweit abgestimmte, effiziente Test- und Impfstrategie, um Quarantänemaßnahmen und Reisebeschränkungen vermeiden zu können. Damit bereits geimpfte Personen diesen Umstand auch im Reiseverkehr gut nutzen können, braucht es unseres Erachtens unbedingt einen elektronischen Europäischen Impfpass und einheitliche Vorgaben bei der Einreise in die verschiedenen Mitgliedsstaaten.
Wenn wir es jetzt auf EU-Ebene schaffen, langfristig eine Strategie zu entwickeln, dann wird diese uns auch in möglicherweise kommenden Krisen vor derart horrenden Auswirkungen, wie wir sie jetzt erleben, schützen können
Ein Restart kostet viel Geld, wie beschrieben führen Kurzarbeit und fehlende Umsätze zu Liquiditätsengpässen. Für die erste Phase wäre eine Übergangsförderung von Kurzarbeit in die bzw Normalarbeit eine große Unterstützung. Wir haben unsere Angestellten in der Krise behalten, für den gemeinsamen Restart wäre eine Job-Anschubfinanzierung denkbar, so lange bis laufend Umsätze generiert werden können.