ID Betrug ist ein rasant zunehmendes Problem und betrifft immer mehr Menschen – und damit auch UnternehmerInnen.
Michael P. sitzt fassungslos am Küchentisch und versucht die sieben Inkassoschreiben zuzuordnen. Als er den ersten Brief geöffnet hatte, war er noch davon ausgegangen, dass er die Zahlung der eingemahnten Rechnung in der Hektik vergessen hatte. Er war zwar skeptisch, dass er die weiteren Mahnungen übersehen haben soll, überprüfte jedoch seine Bestellungen bei den mahnenden Händlern.
Nachdem er keine Bestellungen gefunden hatte, ging er von einem schlechten Scherz aus. In den nächsten Tagen trafen weitere InkassoSchreiben mit höheren Forderungen ein, in Summe mehrere Tausend Euro.
So leicht wird man Opfer
Michael P. wurde Opfer eines ID-Betrugs. Diese Art des Verbrechens nimmt derzeit massiv zu und schädigt Wirtschaft und Private. Wer aber jetzt denkt, dass Michael P. einfach unvorsichtig war, auf einen fremden Link geklickt hat oder einem „Erb-Prinzen“ vertraut hat, der irrt. Michael P. hat nichts davon gemacht, aber ist als Unternehmer mit persönlichen Daten leichter auffindbar. Genau diese Offenheit nutzen Betrüger gerne aus, bestellen auf Rechnung unter falscher Identität Waren, schließen Abos ab, kaufen Software oder gar Möbel. Das geht oft zu einfach und mit Angabe der (oft auch öffentlich zugänglichen) Geburtsdaten als Verifikation rasch eine Schein-Identität bestätigt – aber mit einer falschen Liefer- und Rechnungsadresse. Erst die beauftragten Inkassobüros oder Rechtsanwälte finden anhand des Namens und Geburtsdatums und einer Meldeauskunft die echte Adresse und schicken die finalen Zahlungsforderungen zu.
Als Betroffener zur Wehr setzen
Michael P. ging in die Offensive und erstattete Anzeige bei der Polizei. Dieser Formalakt sollte immer erfolgen. Anschließend schrieb er an die InkassoUnternehmen einen Forderungswiderspruch und telefonierte mit deren Rechtsabteilungen. Alle Forderungen konnten mit hohem zeitlichem Aufwand zurückgewiesen werden, doch der Schaden für die Unternehmen bleibt bestehen. Außerdem hat Michael P. begonnen, persönliche Daten auf Webseiten soweit rechtlich möglich, zu entfernen und sicherheitshalber alle Passwörter gegen neue ausgetauscht. Auch den Kreditschutzverbänden hat er seinen Fall gemeldet, um kein schlechtes Ranking zu riskieren. Da kein Geld geflossen ist bzw. keine Bank- oder Kreditkarten-Daten missbräuchlich genutzt wurden, kam er somit ohne materiellen Schaden durch.
Wie verhindere ich so etwas?
100%igen Schutz gibt es nicht, wenn persönliche Daten in öffentlich einsehbaren Webseiten stehen.
In jedem Fall wichtig:
- Immer Achtsamkeiten walten lassen – und ein gesundes Maß an Skepsis bei Anfragen.
- Niemals auf Web-/Email-/Social-Media Anfrage hin persönlichen Daten weitergeben – auch nicht vermeintlichen Freunden, da die Accounts möglichweise gehackt wurden
- Immer skeptisch sein, wenn plötzlich „Test-Codes“ am Handy auftauchen, die man weiterschicken soll oder Freunde plötzlich neue Kontaktanfragen schicken – besser einmal mehr nachfragen
- Mahnungen / Inkassoschreiben und Absender online überprüfen und bei echten Inkasso-Büros schriftlich widersprechen.
Durch die Pandemie und Lockdowns sind Delikte wie Einbruch oder Autodiebstahl rückläufig, dafür stieg die Internetkriminalität 2020 um 30 -35% an.
Wenn Sie betroffen waren, schreiben Sie bitte ein E-Mail an Michael Swoboda: michael.swoboda@wkw.at
Gemeinsam mit ExpertInnen der UBIT, des Online Handels, den Inkassobüros und der Exekutive starten wir eine Initiative, um Aufklärung bei und Maßnahmen gegen Online Kriminalität zu schaffen.