Weitgehend kritisch beurteilt die Wiener Immobilienwirtschaft die Veränderungen, die das Jahr 2018 für die Branche mit sich brachte.
Zwar fanden einige Forderungen der Immobilienwirtschaft zur Mietrechtsreform Eingang ins Regierungsprogramm. Auch die Novelle der Wiener Bauordnung brachte einige Verbesserungen im technischen Bereich, etwa bei der Stellplatzpflicht und der Gleichstellung von Laubengängen und Balkonen.
Dagegen kritisiert die Fachgruppe der Immobilien und Vermögenstreuhänder die Einführung der Bewilligungspflicht für den Abriss alter Häuser. Sanierungen sind teurer als Neubauten, die Sanierungsrate sei in den letzten Jahren um 60 Prozent gesunken, sagt der Sprecher der Bauträger, Hans Jörg Ulreich. „Private Hauseigentümer, in der Regel Einzelpersonen, schaffen den Weg der Erhaltung und Sanierung einfach nicht. Und für Unternehmen ist ein Neubau aufgrund der schlechten rechtlichen Rahmenbedingungen in Wien schlicht sinnvoller, weil der einzig wirtschaftlich sinnvolle Weg.” Zudem seien sanierte Altbauten im Mietrecht gegenüber Neubauten immer noch benachteiligt. Die Eigentümer nun über die Bauordnung zu zwingen, Gründerzeitbauten stehen zu lassen, helfe niemandem.
Hart treffe die Branche auch die Neuinterpretation der Lagezuschläge, die auch rückwirkende Auswirkungen hat. „Die Probleme, die aus der Rechtsunsicherheit entstehen, werden stark auf dem Rücken der Immobilientreuhänder ausgetragen”, sagt Fachgruppenobmann Michael Pisecky. Die Lagezuschlagskarte der Stadt Wien hält er für zu pauschal, sie verstärke das Problem noch.
Die Branchenvertreter kritisieren auch, dass in der Bauordnung bei der Schaffung von Wohnbau-Anreizen nur der geförderte Bereich bedacht wurde. „Unsere langjährige Forderung pro Nachverdichtung im innerstädtischen Bereich, auch im Gemeindebau, muss endlich aktiv umgesetzt werden. Es gibt genügend Raum nach oben, der dringend benötigt wird”, so Ulreich.
In Wien gibt es zu wenig Wohnraum für sozial Schwache, betont auch Pisecky. Drei Viertel der Wiener wohnen zur Miete, mehr als die Hälfte davon in Gemeindebauten. In der schwächsten Einkommensgruppe lebt jedoch gut die Hälfte in privaten Mietwohnungen – „aufgrund von Zugangsbeschränkungen oder Wohnraummangel im Gemeindebau bzw. weil geförderter Wohnbau für diese Gruppe nicht leistbar bzw. zugänglich ist.”
Weil die Einkommen dieser Gruppe nicht ausreichend steigen, werde die Diskrepanz zwischen Mieten und Einkommen weiter steigen, meint Pisecky. Deshalb sei es wichtig, im Gemeindebau zu verdichten und Gemeindewohnungen an jene zu vergeben, die darauf angewiesen sind.
Quelle: Wiener Wirtschaft