Österreich Schlusslicht in Europa: nur acht Prozent Frauenanteil beim Patentieren – Kriz-Zwittkovits: „Müssen Mädchen früh an MINT-Berufe heranführen“
Im deutschsprachigen Raum ist am 9. November, dem Geburtstag der Österreichischen Hollywood-Schauspielerin und großen Erfinderin Hedy Lamarr, der Tag der Erfinderinnen und Erfinder. Wie eine aktuelle Studie des Europäischen Patentamtes zeigt, beträgt der Frauenanteil in Österreich lediglich 8 Prozent, wenn es ums Patentieren geht. Österreich ist damit europäisches Schlusslicht. Laut „Women’s participation in inventive activity“ sind die Ranking-Leader Lettland (30,6 Prozent), Portugal (26,8 Prozent) und Kroatien (25,8 Prozent).
Erfinderinnenrate in Wien am höchsten
„Egal ob typische Männer-Branchen, in denen viel patentiert wird wie im Maschinenbau, Elektrotechnik oder in Branchen mit höherer Frauenbeteiligung wie Biotech, Pharmazie: Österreich ist bei Frauen-Patenten überall unterdurchschnittlich“, sagt Margarete Kriz-Zwittkovits, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft in der Wirtschaftskammer Wien. Generell gibt es in den Hauptstadtregionen höhere Frauenanteile. Kriz-Zwittkovits: „Die Erfinderinnenrate in Wien beträgt 14,8 Prozent.“ Es folgen: Tirol mit 8,8 Prozent, Steiermark mit 8,2 Prozent, Burgenland mit 8,1 Prozent, Oberösterreich mit 6,3 Prozent, Niederösterreich mit 6,3 Prozent, Kärnten mit 5,4 Prozent, Vorarlberg mit 4,4 Prozent und Salzburg mit 3,6 Prozent.
Vernetzung von Frauen vorantreiben
Als einen Grund für die geringe Frauenquote ortet das Patentamt vor allem eine mangelnde Vernetzung, die im Innovationsprozess höchst wichtig ist. „Deshalb ist uns als Frau in der Wirtschaft die Vernetzung von Frauen auch so wichtig“, so Kriz-Zwittkovits. Es gehe darum, einander Mut zu machen und andere Frauen zu bestärken, sagt die Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Wien: „Wenn rund 50 Prozent der Studierenden Mädchen sind, aber nur rund ein Viertel Technik studiert und am Ende nur acht Prozent der Patente von Frauen sind – dann besteht dringender Handlungsbedarf.“
Frauenanteil in Forschung muss steigen
Frau in der Wirtschaft Wien möchte dazu beitragen, dass der Frauenanteil in der Forschung steigt. „Leider ist es noch immer nicht bei allen angekommen, dass Frauen mit größter Selbstverständlichkeit jeden Job in jeder Branche machen können.“ Daher setzt sich das Netzwerk besonders für Frauen und Mädchen ein, die im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft & Technik) arbeiten bzw. hier ihre Ausbildung machen wollen. „Wir machen uns dafür stark, dass Mädchen möglichst früh auf ihrem Bildungsweg erleben, wie interessant technische Berufe sind. Es braucht hier noch verstärkt Vorbilder“, ist Margarete Kriz-Zwittkovits überzeugt. Der Anteil von Mädchen in technischen Lehrberufen und damit auch von Frauen in der Technikbranche steigt zwar, liegt aber immer noch deutlich unter jenem der männlichen Kollegen.
„Wir machen uns dafür stark, dass Mädchen möglichst früh auf ihrem Bildungsweg erleben, wie interessant technische Berufe sind. Es braucht hier noch verstärkt Vorbilder.“
Margarete Kriz-Zwittkovits
Mädchen früh an MINT-Berufe heranführen
„Kinder – besonders Mädchen – sollen in einem Alter an technische Berufe herangeführt werden, bevor sie sich für einen Ausbildungs- und Karriereweg entscheiden“, so Kriz-Zwittkovits. Um besonders Mädchen frühzeitig an MINT-Berufe heranzuführen, müssen naturwissenschaftliche Grundkenntnisse schon ab dem Kindergarten vermittelt und danach konsequent und in allen Schultypen weitergeführt werden. Kriz-Zwittkovits: „Wichtig ist dabei, praxis- und anwendungsorientiert vorzugehen, um Interesse an und Begeisterung für Technik und Naturwissenschaften zu entfachen.“ Parallel dazu müssen Bildungs- und Berufsorientierung frühzeitig einsetzen und in die Lehrpläne aller Schultypen integriert werden, um sicherzustellen, dass jede Schülerin und jeder Schüler Gewissheit darüber besitzt, wo seine individuellen Stärken liegen. „Es kann sich heutzutage einfach kein Wirtschaftsbereich mehr erlauben, auf weibliche Expertise zu verzichten“, so Kriz-Zwittkovits.
Hedy Lamarr: Forscherin für Grundlagen für Bluetooth
Der Tag der ErfinderInnen, der am 9. November, stattfindet, ist zugleich der Geburtstag von Hedy Lamarr. Die gebürtige Wienerin war nicht nur Hollywood-Schauspielerin und Unterstützerin der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Ihrer Forschung verdanken wir heute auch die Grundlagen für Bluetooth sowie WLAN. Für den diesjährigen Hedy Lamarr Preis der Stadt Wien nominiert ist Georgia Avarikioti von der TU Wien. Ihr Forschungsfokus liegt auf der Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit von Blockchains.
Über Frau in der Wirtschaft Wien
Frau in der Wirtschaft (FiW) in der Wirtschaftskammer Wien ist ein starkes Netzwerk für selbstständige Frauen – von der Kleinstunternehmerin bis zur Topmanagerin. FiW vertritt die Interessen von über 51.000 Wiener Unternehmerinnen und unterstützt mit umfassendem Service unternehmerischen Erfolg. Mehr Infos unter www.frauinderwirtschaft.wien und https://www.facebook.com/frauinderwirtschaftwien
Über die Innovationsbörse der WK Wien
Die kostenlose Plattform innovationsboerse.wien bringt in Kooperation mit dem Österreichischen Patentamt und dem Österreichischen Erfinderverband Ideenbringer und innovative Geister mit bereits etablierten Unternehmen zusammen, um damit die Umsetzung neuer Innovationen zu fördern. Konkret kann man sich auf der Plattform als Innovationsunterstützer oder als Innovationsanbieter kostenlos eintragen lassen. Innovationsunterstützer sind Unternehmen, die sich mit Engineering von Produkten und deren Umsetzung beschäftigten (vom Prototypenbau bis zur Serienfertigung) bzw. das nötige Know-how – technisch oder auch wirtschaftlich – für die Realisierung einer Innovation mitbringen. Innovationsanbieter liefern innovative Ideen oder Erfindungen, die noch auf eine Umsetzung durch ein anderes Unternehmen oder einen Partner warten.
Quelle: WK-Wien