Erfolge, die über 2020 hinaus wirken

27. Dezember 2019

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Erfolge, die über 2020 hinaus wirken

27. Dezember 2019

Das neue Jahr bringt eine große Anzahl an neuen Regelungen. Viele Erleichterungen für Betriebe sind vor allem auf Initiativen der Wirtschaftskammer zurückzuführen.

Viele steuerliche Erleichterungen werden mit Beginn des neuen Jahres die Arbeit der Wirtschaftstreibenden einfacher machen und dafür sorgen, dass den Unternehmern unterm Strich mehr Geld übrigbleibt. „Kleine Betriebe profitieren von der Anhebung der Kleinunternehmergrenze und neuen Pauschalierungen für die Gewinnermittlung. Auch für die Anhebung der Umsatzgrenze für Kleinunternehmer auf 35.000 Euro war es höchste Zeit, nachdem die letzte Anpassung 2007 gemacht wurde”, so Walter Ruck, Obmann Wirtschaftsbund Wien. Größere Betriebe mit mehreren Angestellten werden von der Senkung der Lohnnebenkosten profitieren. 

„Wien ist eine Stadt zum Wirtschaften, zum Leben und Arbeiten und für die Freizeit. Das alles unter einen Hut zu bringen und für gegenseitiges Verständnis zu sorgen, ist eine große Aufgabe und eine große Verantwortung, die die Wirtschaft mit starken Partnern wahrnimmt.”

Walter Ruck, Obmann Wirtschaftsbund Wien 

Jene, die betrieblich auf Kfz angewiesen sind, davon, dass eine neue Berechnungsformel für die Verbrauchswerte der Fahrzeuge verhindert, dass die Normverbrauchsabgabe (NoVa) die Preise bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen nicht sprunghaft ansteigen lässt. Digitale Plattformen wie Airbnb haben sich zu großen Playern am heimischen Markt entwickelt. Steuern zahlen sie hier kaum bis gar nicht. Auch die Steuermoral der Vermieter der sogenannten „Sharing Economy” ist wenig ausgeprägt. Mit 2020 müssen elektronische Schnittstellen (z.B. Marktplätze, Plattformen), die Lieferungen und Leistungen an Nichtunternehmer im Inland unterstützen, Aufzeichnungen über ihre Umsätze führen. Übersteigen die aufzeichnungspflichtigen Umsätze 1 Million Euro, so müssen Multis ihre Aufzeichnungen ohne Aufforderung übermitteln.

Vereinfachung bei Mehrfachversicherungen

Es sind aber nicht nur steuerliche Maßnahmen, die Betrieben in Zukunft helfen. Die neue Sozialversicherung der Selbstständigen muss ab dem 1. Jänner 2020 im eigenen Bereich darauf achtgeben, dass im Falle einer Mehrfachversicherung ihre Beitragsvorschreibung die Höchstbeitragsgrundlage nicht überschreitet. Für die Versicherten entfällt damit die Pflicht, sich selbst darum zu kümmern und gegebenenfalls Anträge auf Differenzvorschreibungen zu stellen.

Maßnahmen für den Standort Wien

Profitieren werden Betriebe ebenfalls von Maßnahmen wie der Einsetzung von Standortanwälten in allen Bundesländern. Sie werden mithelfen, öffentliche Interessen und Anliegen der Wirtschaft unter einen Hut zu bringen. In Wien hat Alexander Biach diese Aufgaben übernommen, bereits Netzwerke aufgebaut und erste Evaluierungen durchgeführt:

„Wird der öffentliche Raum umgestaltet, müssen alle Interessengruppen eingebunden werden. Dann wird das betroffene Projekt positiv und zügig umgesetzt.”

Alexander Biach

Gemeinsames Vorgehen bei der Verbesserung der Infrastruktur

Die Unterstützung jedes Betriebs ist wichtig. Daher wird als weitere Maßnahme der Einsatz der Vienna Business Districts den Standort Wien ebenfalls stärken, ist Ruck überzeugt. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und überregional mit den Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik sei für die Zukunft essenziell. Ein Beispiel für die Arbeit, die gemeinsam geleistet wird, ist das Projekt Logistik 2030+ (siehe Info unten), bei dem sich Wien und Niederösterreich auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Verbesserung der Infrastruktur geeinigt haben. Die Nachwuchsarbeit wird ebenfalls nicht vergessen. Nach den neuen Lehrberufen wie etwa E-Commerce und Coding 2018 wurden Mitte 2019 mit dem zweiten Lehrberufspaket acht neue Ausbildungswege für Jugendliche erstellt. Zusätzlich wurden sieben bestehende aktualisiert und neu ausgerichtet.

Kleinunternehmer zahlen weniger

Ab der Veranlagung 2020 steht Kleinunternehmern, deren Umsatz 35.000 Euro nicht übersteigt, eine weitere Pauschalierungsmöglichkeit zur Verfügung. Handels-und Produktionsbetriebe können pauschal 45 Prozent der Betriebseinnahmen als Betriebsausgaben geltend machen. Bei Dienstleistungsbetrieben sind es 20 Prozent. Sozialversicherungsbeiträge und der Gewinnfreibetrag wirken sich zusätzlich gewinnmindernd aus. Ein Vorteil ist zugleich, dass keine Steuererklärung in vollem Umfang oder unterjährige Aufzeichnungspflichten mehr nötig sind. In ganz Österreich gibt es 20.000 Kleinstgewerbetreibende, die dadurch weniger Einkommensteuer zahlen müssen. Die Anhebung der Kleinunternehmergrenze um 5000 Euro ermöglicht wieder mehr Betrieben, die Erleichterungen in Anspruch zu nehmen. (siehe Seite 16).

Mehr Geringwertige Wirtschaftsgüter

Ab 1. Jänner 2020 können abnutzbare Anlagegüter mit Anschaffungs- oder Herstellungskosten bis 800 Euro sofort im Jahr der Anschaffung bei der Gewinnermittlung abgeschrieben werden. Bisher war es mit 400 Euro nur halb so viel. Die Wirtschaftskammer will weitere Anhebung auf 1500 Euro in einer weiteren Etappe der Steuerreform erreichen.

Mehr Fairness im Online-Handel

Die 22-Euro-Freigrenze für Kleinsendungen aus Drittstaaten soll spätestens ab 1. Jänner 2021 entfallen. Liegen die notwendigen technischen Voraussetzungen vor diesem Datum vor, so tritt die Regelung früher in Kraft. Nicht zuletzt aufgrund des Einsatzes der Wirtschaftskammer-Organisation konnte dadurch eine dringend nötige Verbesserung für den österreichischen Online- und den stationären Handel erreicht werden. Bisher hat die Freigrenze dazu geführt, dass viele Importe – etwa aus China – unter 22 Euro deklariert wurden, um die Umsatzsteuer nicht abführen zu müssen.

Weniger Verwaltungsaufwand

Die neue Sozialversicherungsanstalt der Selbstständigen (SVS siehe Tipps Seite 19) muss ab dem 1. Jänner 2020 darauf achtgeben, dass im Falle einer Mehrfachversicherung ihre Beitragsvorschreibung die Höchstbeitragsgrundlage nicht überschreitet. Für die Versicherten entfällt damit die Pflicht, sich selbst darum zu kümmern und Anträge auf Differenzvorschreibungen zu stellen.

Standortanwalt für Wien

Wien entwickelt sich stetig weiter. Durch die wachsende Einwohnerzahl braucht es Modernisierung und attraktive Grätzel, in denen gearbeitet, gewohnt und eingekauft werden kann. Mit Juli 2019 nahmen die Standortanwälte der Wirtschaftskammern ihre Arbeit auf. Auf Initiative von Walter Ruck und dem Standortanwalt für Wien, Alexander Biach, wurde der Aufgabenbereich des Wiener Standortanwalts auf Erlass von Bürgermeister Michael Ludwig ausgedehnt. Biach sorgt dafür, dass die Wirtschaft in geplante Projekte miteinbezogen wird und kümmert sich darum, die Wertschöpfung der Projekte zu evaluieren. Unterm Strich zeigt sich, dass der Standort und die Menschen von der neuen Infrastruktur enorm profitieren.

Begegnungszonen evaluieren

Die Sanierung und Umgestaltung der Rotenturmstraße wurde planmäßig im November abgeschlossen. Bei diesem Projekt waren von Anfang an die ansässigen Geschäftsleute und die Anrainer in die Gestaltung mit eingebunden. In mehreren Infoveranstaltungen wurden die Betriebe über die geplanten baulichen Maßnahmen informiert und konnten ihre Anregungen dazu melden. Die volkswirtschaftliche Evaluierung durch den Standortanwalt in der WK Wien, Alexander Biach, zu dem Umbau war durchwegs positiv. Eine Ausweitung der Maßnahmen auf alle Wiener Bezirke mit einer sogenannten jährlichen „Grätzelmillion” für jeden Bezirk sieht er daher durchaus im Bereich des Möglichen. Vorher müsse man freilich jedes Projekt rational angehen und evaluieren, was realistisch und sinnvoll ist.

Betriebszonen in elf Bezirken fördern

Vienna Business District heißt das Betriebszonen-Management von Wirtschaftskammer Wien, Stadt Wien und Wirtschaftsagentur Wien. Es soll Unternehmen direkt vor Ort unterstützen. Drei Management-Büros wurden dafür in Liesing, Floridsdorf und – seit heuer neu – in Neu Marx geschaffen. Durch die Erweiterung werden nun rund 5200 Unternehmen profitieren. Der Fokus liegt auf Unterstützung der Betriebe bei ihren konkreten Anliegen und auf der Vernetzung mit dem Bezirk und den Behörden. Grundlegendes Ziel des Projekts auf regionaler Ebene ist es, bestehende betriebliche Standorte zu sichern und zu stärken. Das Nebeneinander von Arbeiten, Forschen, Produktion, Handel und Wohnen soll verbessert werden – jeweils abgestimmt auf die Gegebenheiten in den einzelnen Bezirken. Neben den Erleichterungen beim täglichen Arbeiten soll das Projekt vor allem eines: die Bedeutung der Unternehmen für Wien und seine Bezirke hervorstreichen. Die bestehenden Büros konnten mit vielen kleinen Maßnahmen Wirkung erzielen. Ein Beispiel: Eine Nextbike-Station bei der U6 Perfektastraße und zwei neue E-Tankstellen in der Betriebszone tragen zum Klimaschutz bei und sind eine Erleichterung für die Unternehmer und Arbeitnehmer.

Lehrberufe für attraktivere Ausbildung

Die duale Berufsbildung ist eine der wichtigsten Quellen für Betriebe, um zu ihren Fachkräften zu kommen. Um attraktiv und passgenau für den Arbeitsmarkt zu bleiben, müssen die Lehrberufe immer wieder angepasst, weiterentwickelt bzw. um neue Berufsbilder ergänzt werden. Das neue Lehrberufspaket, das am 4. Juli 2019 erlassen wurde, soll die Attraktivität der beruflichen Ausbildung weiter erhöhen. Es enthält Neuerungen für Lehrberufe der Baubranche mit Beginn Jänner 2020: Die Neuaufstellung bestehender Lehrberufe – Hochbau, Tiefbau, Betonbau. Die neue Lehrberufe Hochbauspezialist, Tiefbauspezialist, Betonbauspezialist, die vierjährig und für die Ausbildung künftiger Führungskräfte gedacht sind. Insgesamt entstanden acht neue Lehrberufe, fünf davon bereits ab 1. August. So wurden heuer folgende neue Lehrberufe ins Leben gerufen: Backtechnologie (3,5 Jahre), Bauwerksabdichtungstechnik (3 Jahre), Fahrradmechatronik (3 Jahre), Nah- und Distributionslogistik (3 Jahre) sowie die Sportgerätefachkraft (3 Jahre). Überarbeitet wurden die Lehrberufe Bäckerei (3 Jahre), Dachdecker (3 Jahre), Spengler (3 Jahre) sowie Mechatronik (3,5 bzw. 4 Jahre – je nach gewählten Modulen). In sieben bestehenden Berufen wurden die Lehrinhalte und Berufsbilder adaptiert und den aktuellen Anforderungen angepasst, vor allem durch digitale Inhalte ergänzt.

Logistik 2030+: Gezielte Projekte für zukünftige Herausforderungen

Bis 2030 wird Wien zwei Millionen Einwohner haben. Dies bedeutet unter anderem eine deutliche Zunahme des Verkehrs. Alleine der Straßengüterverkehr in NÖ könnte bis 2030 um 23 Prozent zunehmen. Daher haben die Länder Niederösterreich (NÖ) und Wien gemeinsam mit den Wirtschaftskammern NÖ und Wien den Aktionsplan „Nachhaltige Logistik 2030+” vorgelegt. Gemeinsam mit Experten aus Wirtschaft und Politik werden Pilotprojekte ins Leben gerufen, um die Region bestmöglich auf die logistischen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Die 35 Maßnahmenpakete umfassen 130 Aktionen und verfolgen fünf Ziele:

  • Die Lösung von Nutzungskonflikten im fließenden und ruhenden Güter- und Individualverkehr.
  • Nachhaltige Einsparung von CO2 in den Bundesländern NÖ und Wien.
  • Verkehrsreduktion ohne Leistungs- und Qualitätsverlust.
  • Entwicklung konsensfähiger Logistik- und Verkehrskonzepte.
  • Entwicklung, Initiierung und Begleitung von Pilotprojekten.

Die Themenfelder, denen man sich widmen will sind vielfältig. Man will: Logistikflächen vorausschauend planen und sichern,Güterkonsolidierung mit Hilfe neuer Geschäftsmodelle vorantreiben, effiziente Lösungen für die Paketzustellung entwickeln und umsetzen, nachhaltige Logistikkonzepte bei Unternehmen und Großprojekten unterstützen.

Anreize für beschleunigte Fuhrpark-umstellungen schaffen, digitale Informationen und Services zur Effizienzsteigerung und Optimierung einsetzen, Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung festlegen sowie Leistungen und Kosten der Logistik aktiv kommunizieren.

Um die Bedeutung des Projekts zu unterstreichen, haben Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein, WK NÖ-Präsidentin Sonja Zwazl, NÖ-Landesrat Ludwig Schleritzko und WK Wien-Präsident Walter Ruck einen Letter of Intent unterschrieben, um sich auf die gemeinsame Logistikzukunft vorzubereiten. Nach der Unterzeichnung ist vor der Weiterarbeit: In den Wirtschaftsparlamenten der WK Wien und der WK NÖ wurde der Aktionsplan bereits fraktionsübergreifend beschlossen.

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