Die nächste Regierung bekommt viel zu tun

10. Oktober 2019

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Die nächste Regierung bekommt viel zu tun

10. Oktober 2019

Zu hohe Steuern, zu viel Bürokratie, zu wenig Fachkräfte!

Zu diesem Schluss kommt eine neue Unternehmerbefragung, die den Handlungsbedarf der nächsten Regierung aufzeigt. Zwei Wiener Unternehmer berichten, wo sie der Schuh drückt.

„Der Ruf der Unternehmer nach Entlastung ist ein Auftrag an die Politik.” 

Walter Ruck, WK Wien-Präsident

Vor zwölf Jahren hat Eva Mandl ihr Unternehmen Himmelhoch gegründet und es mit viel harter Arbeit zu einer großen PR-Agentur aufgebaut. 46 Mitarbeiter beschäftigt die Unternehmerin heute, größtenteils Frauen. Gemeinsam mit ihrem Team positioniert sie Firmen und Verbände in den klassischen und in den Sozialen Medien. „Qualität ist uns sehr wichtig. Deswegen lassen wir uns auch jährlich zertifizieren”, sagt Mandl. Die Begeisterung, die sie in den Betrieben täglich erlebt, mache ihr besonders Spaß. „Die Unternehmen leisten Großartiges, und wir begleiten sie dabei in der Kommunikation”, sagt Mandl. Jeden Tag habe sie mit unterschiedlichen Branchen und Anliegen zu tun, das mache ihre Arbeit spannend.

„Zusätzliches Geld würde ich in die Weiterbildung meiner Mitarbeiter investieren.”

Eva Mandl, Unternehmerin

Mit den Rahmenbedingungen für sie als Arbeitgeberin ist Mandl allerdings nicht ganz zufrieden. „Die Mitarbeiter verdienen zu wenig im Vergleich dazu, was ich für sie bezahlen muss”, kritisiert sie die hohen Lohnnebenkosten und Steuern auf den Faktor Arbeit. „Ich würde ihnen gerne mehr bezahlen, aber es geht sich nicht aus”, sagt Mandl. Sie wolle attraktive Arbeitsplätze schaffen, dafür wären Steuererleichterungen dringend notwendig. Und sie fordert ein einfacheres Steuersystem: „Allein die Steuer zu berechnen, ist eine Wissenschaft. Das System ist undurchsichtig, es gibt unendlich viele Ausnahmen. Eine Vereinfachung würde uns helfen”, sagt die Unternehmerin.

Bürokratie kostet Zeit und Geld

Zusätzlich verfügbares Geld würde sie sofort in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren: „Wir müssen permanent am neuesten Stand sein, und dafür müssen wir im Betrieb auch viel tun. Selbst wenn ich einen frisch gebackenen Fachhochschul-Absolventen einstelle, ist dies in den ersten sechs Monaten ausschließlich ein Kostenfaktor”, berichtet sie. Im Jänner startet sie daher eine eigene Akademie. „Das kostet immens viel Geld, aber wir müssen ausbilden, weil es am Markt nicht immer die Richtigen gibt.” Zu schaffen macht der Unternehmerin auch die Bürokratie. „Sie nimmt viele Arbeitsstunden in Anspruch, die ich für etwas anderes besser nutzen könnte”, sagt Mandl. Mühsam seien etwa die Kontrollen des Arbeitsinspektors. „Jedes Mal ist noch irgendetwas. Dem einen passt der Luster nicht, dem anderen der Schreibtisch. Dabei kaufe ich nur bei namhaften Büromöbelherstellern ein. Die Bestimmungen sind sehr schwammig, es kommt sehr darauf an, welcher Inspektor gerade kommt.” In Summe koste das nicht nur sehr viel Zeit, sondern auch Geld. Die Idee eines Betriebskindergartens musste sie gänzlich fallen lassen: „Viel zu kompliziert in Österreich, wir können das nicht umsetzen”, so Mandl. Dabei wäre auch das eine Maßnahme für attraktive Arbeitsplätze.

„Ein Gutteil meines Preises kommt aus der hohen Steuerlast.”

Bernhard Bugkel, Unternehmer

Andere Probleme plagen den Hernalser Unternehmer Bernhard Bugkel. Der 32-jährige Maler- und Bodenleger-Meister führt in sechster Generation den 1878 gegründeten Betrieb mit 24 Mitarbeitern. Die Hälfte seiner Kunden sind Unternehmen, die andere Hälfte Private. An öffentlichen Ausschreibungen nimmt er nur selten teil. Seinen Beruf hat er im Betrieb gelernt; er ist nun seit 16 Jahren im Betrieb tätig. Die Steuerlast ist für ihn „definitiv zu hoch”. Kunden würden oft nicht verstehen, warum eine Malerstunde so teuer ist. „Der Pfuscher ist natürlich viel billiger, aber auch der Mitbewerb aus dem Ausland”, sagt Bugkel. Manche würden ihre Fenster daher gar nicht mehr vor Ort streichen lassen, sondern lassen sie abmontieren und ins Ausland bringen, wo sie gestrichen werden und anschließend wieder retour kommen. „Wir beschäftigen unser Stammpersonal das ganze Jahr über, wir zahlen alle unsere Steuern – all das kostet Geld”, sagt Bugkel. Den Mitarbeitern weise er auf ihren Lohnzetteln den Betrag aus, den er als Arbeitgeber für sie bezahlt. „Das ist mehr als das Doppelte, als der Mitarbeiter letztlich bekommt”, sagt der Unternehmer. „Die Lohnnebenkosten sind ganz besonders belastend. Ein Gutteil meines Preises kommt aus der hohen Steuerlast.” Auch dass er das Gehalt eines Mitarbeiters weiterzahlen muss, wenn sich dieser beim Sport in der Freizeit verletzt und wochenlang ausfällt, kann er nicht verstehen. Das solle die Krankenkasse übernehmen, denn ihm fehle die Leistung und er müsse zudem Ersatzpersonal finanzieren.

Hausgemachter Fachkräftemangel

Doch Bugkel hat auch Positives zu berichten. So habe er mit dem Arbeitsinspektor kein Problem, und auch die Überprüfung der Betriebsanlagen habe bisher zu keinen unlösbaren Problemen geführt. Sehr gut laufe auch die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarkt Service (AMS). Dort gebe es einen guten Betreuer und Förderungen für Lehrlinge und ältere Mitarbeiter. „Man muss sich mit den Förderungen allerdings gut auskennen, sonst kommt man zu keinem Geld”, sagt Bugkel.

Sechs Lehrlinge bildet der Betrieb laufend aus. Ziel ist, sie auch im Betrieb zu halten. Die Ausfallsquote sei allerdings deutlich höher als früher, sagt der Unternehmer. Einer von drei gehe am Weg verloren, die Qualität der Lehrlinge sinke. Schlechte Deutsch- und Rechen-Kenntnisse, dazu wenig handwerkliches Geschick – das mache die Ausbildung schwieriger als früher. Und viele Betriebe würden sich die Ausbildung wegen der strengen Auflagen nicht mehr antun, nennt Bugkel einen weiteren Handlungsbedarf der Politik. „Unser Fachkräftemangel ist hausgemacht.”

Ähnlich wie diese beiden Unternehmer sehen es auch viele andere, wie eine österreichweite Befragung nun zeigt. Demnach fordert die breite Mehrheit der Unternehmer eine Entlastung bei Steuern und Bürokratie und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. „Ein Auftrag an die Politik”, wie auch Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck meint.

Quelle: Wiener Wirtschaft

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