COFAG: WK Wien und ÖHV empfehlen Klagsprüfung, Hilfsfonds steht bereit

15. September 2023

© Foto: Fotografie Weinwurm

COFAG: WK Wien und ÖHV empfehlen Klagsprüfung, Hilfsfonds steht bereit

15. September 2023

Unternehmen warten seit mehr als drei Jahren auf zugesagte Förderungen – Erste Unternehmen klagen bereits – Wirtschaftskammer stellt Fonds mit fünf Millionen Euro für Musterklagen bereit

Seit dreieinhalb Jahren warten Wiener Hotels auf die Auszahlung zugesagter Pandemie-Hilfsgelder. Viele von ihnen haben bis heute noch keinen Euro der versprochenen Gelder ausgezahlt bekommen. Doch die Kosten für die Kredite, die zur Begleichung der Fixkosten aufgenommen werden mussten, laufen weiter, und die Zinsen steigen enorm. „Wir reden da von Hotels jeder Größe, von der kleinen Pension bis hin zum Luxushotel im Ringstraßenpalais“, weiß Dominic Schmid, Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Wien.

„Wenn Einnahmen aus neuneinhalb Monaten fehlen, ein Großteil der Kosten weiterläuft und man nicht weiß, ob man das Geld je bekommt, kann niemand zur Tagesordnung übergehen. Die Unternehmen wissen nicht, ob die COFAG sie entschädigt, und wenn ja, in welchem Ausmaß und ob sie das Geld wieder zurückfordert. Dort weiß heute keiner, was morgen gilt. Was wir wissen: Dass jede Entschädigung, die heute ausgezahlt wird, infolge der hohen Inflation nur 80% des Schadens in der Pandemiezeit deckt“, kritisiert Alexander Ipp, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung und Landesvorsitzender in Wien, fehlende Rechtssicherheit und verschleppte Auszahlungen. Erste Unternehmen haben bereits Klagen eingebracht.

Gemeinsam empfehlen sie daher ihren Mitgliedsbetrieben, Klagen gegen die COFAG, die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes, zu prüfen. „Wenn es nicht anders geht, und offenbar geht es nicht anders, muss man klagen. Es kann nicht sein, dass Hotels untergehen, weil Zusagen nicht eingehalten werden“, fordert Schmid die Hoteliers auf, den nächsten Schritt zu gehen. Schließlich warten viele von ihnen seit dreieinhalb Jahren auf den Ersatz von Fixkosten: „Die Häuser wurden gewartet und instandgehalten, als sie geschlossen waren, es wurden Gehälter bezahlt und in der Zwischenzeit um 20 Prozent erhöht, die Energiekosten um bis zu 300 Prozent. Die Unternehmen stehen an der Kippe. Es ist Zeit für drastische Maßnahmen wie Klagen. Die Wirtschaftskammer Wien steht ihnen mit ihrem Fonds für Musterklagen zur Seite.“

Klar können Fehler in so einer Ausnahmesituation passieren, so Ipp: „Aber falsche Fristen kommunizieren, Pacht und Miete verfassungswidrig regeln wollen und EU-Vorgaben für verbundene Unternehmen falsch auslegen, damit Betriebe in ihrer Existenz gefährden: Das geht nicht.“ Dass 99% der Anträge, wie es seit Monaten heißt, ausgezahlt wurden, hilft keinem Betrieb, dem weiterhin Entschädigungen im großen Stil vorenthalten werden. „Und das sind viele, und sie haben Beschäftigte und Zulieferer. Das kann man nicht unter den Tisch fallen lassen.“ Ipp begrüßt daher ausdrücklich, dass die Wirtschaftskammer Wien ihre Mitglieder im Kampf um ihre Rechte juristisch und finanziell unterstützt: „Mit dieser Konsequenz stechen sie absolut hervor.“

Zum Hilfsfonds

Das Präsidium der Wirtschaftskammer Wien hat im Sommer beschlossen, einen Fonds mit fünf Millionen Euro zu dotieren. Dieser Fonds soll künftig Wiener Unternehmen bei Musterklagen und Musterprozessen unterstützen, die sich bei den Beihilfen in gutem Glauben auf die Republik verlassen haben.

Quelle: WK-Wien

Zurück zur Übersicht

Jetzt neue Kontakte knüpfen!

Erweitern Sie jetzt Ihr Wirtschafts­netzwerk in Wien.

mehr erfahren

Ähnliche Beiträge

EPU leben Leidenschaft, brauchen aber Entlastung

EPU leben Leidenschaft, brauchen aber Entlastung

EPU-Monitor: Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung sind Gründungs-Hauptmotive. Mehr als die Hälfte der EPU sind Frauen. Entlastungen sind notwendig. Die wirtschaftliche Lage bei Ein-Personen- Unternehmen (EPU) hat sich nach den fordernden Corona-Jahren stabilisiert,...

mehr lesen
Neuer E-Mobilitäts-Ratgeber speziell für das Handwerk

Neuer E-Mobilitäts-Ratgeber speziell für das Handwerk

Österreich hat es sich zum Ziel gesetzt, im Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Dazu muss auch der Bereich Verkehr dekarbonisiert werden, wovon auch die Wiener Betriebe mit ihren Fuhrparks betroffen sind. Im Speziellen gilt das auch für Handwerksbetriebe, die in ihrer...

mehr lesen
KI: Schlüsselfaktor zum Unternehmenserfolg

KI: Schlüsselfaktor zum Unternehmenserfolg

Ergebnisse des Digital Skills Barometer 2024 KI-Kompetenzerhebung – Heimhilcher: „KI mehr als bloß ein technisches Hilfsmittel“ – aktivere Rolle Österreichs in der KI-Revolution gefordert „Künstliche Intelligenz ist mehr als bloß ein technisches Hilfsmittel. Mit ihr...

mehr lesen