Sofortbild-Kameras erleben eine Renaissance

4. April 2023

© Foto: Wirtschaftsbund

Sofortbild-Kameras erleben eine Renaissance

4. April 2023

Branchensprecher Brischnik: „Analoge Fotografie ist derzeit im Trend“ – Vor allem Jüngere kaufen analoge Sofortbild-Kameras – 27 Wiener Fotofachhändler beraten vor Ort

Trotz Digital- und immer leistungsfähigeren Smartphone-Kameras erlebt ein Fotoapparat aus der Vergangenheit ein Revival: Sofortbild-Kameras liegen wieder im Trend. Vor allem Jüngere begeistern sich für das ‚analoge Instagram‘ und lassen den Markt aufleben, ähnlich dem Comeback der Vinyl-Schallplatten. Überhaupt ist die weitgehend abgeschriebene Analog-Fotografie seit einigen Jahren wieder ein wichtiges Segment der Branche geworden. „Immer mehr Wiener entdecken die Fotografie mit analogen Kameras als künstlerisches Hobby für sich. Während man mit einer Digitalkamera oder dem Smartphone unzählige Fotos schießt, fotografiert man bei analogen Kameras mit mehr Sorgsamkeit – schon aufgrund der begrenzten Bildanzahl pro Film“, so Gerhard Brischnik, Branchensprecher des Fotohandels in der Wirtschaftskammer Wien. ‚Digital only‘ war gestern: „Liebhaber der analogen Fotografie, insbesondere des Sofortbilds, wünschen sich Produkte zum Anfassen, etwas, das nicht einfach reproduzierbar und flüchtig ist.“

„Liebhaber der analogen Fotografie, insbesondere des Sofortbilds, wünschen sich Produkte zum Anfassen, etwas, das nicht einfach reproduzierbar und flüchtig ist.“

Gerhard Brischnik

Sofortbild-Kamera vor allem bei Jüngeren angesagt

Neben den Vintage-Klassikern haben die bekannten Hersteller in den letzten Jahren neue Sofortbild-Kamera-Modelle auf den Markt gebracht. „Die Fujifilm Instax ist die meistverkaufte Sofortbild-Kamera am österreichischen Markt“, so Brischnik. Polaroid hat vor 75 Jahren den Markt gegründet und ist heute unter anderem mit der Polaroid Go am Markt vertreten. Zusätzlich gibt es noch Kameras von den Marken Canon, Lomo und Kodak am internationalen Markt. Die Anschaffungskosten für Einsteigermodelle liegen bei rund 70 Euro, gehobene Modelle gibt es um rund 250 Euro. Das Sofortbild-Foto kostet ab einem Euro aufwärts. Neben rein analogen Sofortbild-Kameras gibt es auch Mischformen: sogenannte Hybridmodelle lassen sich mit dem Handy verbinden und bieten so zusätzliche Funktionen wie etwa eine Bildbearbeitung oder Speichern der Fotos.

Nach Pandemie wieder stärkere Nachfrage

Momentan haben Sofortbild-Kameras, -Filme und Zubehör am Markt einen Anteil von rund zwei Prozent (rund drei Millionen Euro). „In den letzten zwei Jahren ist die Nachfrage pandemiebedingt zurückgegangen, da viele Sofortbild-Kameras als Spaß-Faktor auf privaten Feiern, etwa Hochzeiten und runden Geburtstagen, zum Einsatz kommen. Mit den zurückkehrenden Veranstaltungen und Feiern werden wieder mehr Sofortbild-Kameras verkauft“, so Brischnik. Nicht nur analoge Sofortbild-Kameras, sondern analoge Kameras per se sind derzeit beliebt. Besonders am Gebrauchtmarkt gibt es eine große Nachfrage, auch der Bedarf an Filmen ist deutlich gestiegen. „Bei den Filmen gibt es einen Trend zu Schwarz-Weiß, denn die Grautrennung wie bei Schwarz-Weiß-Filmen erreicht man bei digitaler Bildaufzeichnung oft nur durch Nachbearbeitung“, erklärt der Branchensprecher.

Den großen Teil des Geschäfts macht die Branche mit hochwertigen Digital-Kameras, Objektiven und Speichermedien. Der österreichweite Jahresumsatz im Fotohandel beträgt rund 153 Millionen Euro, wovon rund 86 Millionen Euro auf den Kameramarkt (inklusive Camcorder und Action-Cams) fallen.

Sofortbild-Fotos: Schütteln und Wedeln als Relikt von früher

Sofortbild-Kameras verfügen über eine beeindruckende Technik: Das Plastikfoto ist eine winzige Dunkelkammer, in der ein dünner Film aus Entwicklerpaste über die lichtempfindliche Schicht geschmiert wird. Beim Auslösen wird das Foto durch zwei Walzen gedrückt, sodass die Chemie-Taschen platzen und sich der Inhalt über das Positiv verteilt. „Direktes Sonnenlicht macht die Bilder blasser. Am besten legt man es mit der lichtempfindlichen Seite nach unten auf eine glatte Oberfläche“, empfiehlt er. „Wedeln macht keinen Sinn mehr, aber wer nicht zu fest wedelt, richtet auch keinen Schaden an“, so Brischnik über das Relikt aus alten Polaroid-Zeiten, als die Oberfläche der Fotos noch trocknen musste.

Tatsächlich geht die Geschichte des Sofortbildpioniers Edwin Herbert Land zurück bis ins Jahr 1933. In den Jahrzehnten nach ihrer Erfindung wurde die Schnappschusskamera als Dokumentationskamera, Beweismittel oder Werkzeug von Künstlern eingesetzt. Die Hoch-Zeit erlebten die Sofortbild-Fotos in den 1970er bis 1990er Jahren, bevor der Hype Anfang dieses Jahrhunderts vorbei war und durch die digitale Fotografie und die Nutzung von Smartphones abgelöst wurde.

Branchensprecher Brischnik rät, sich bei der Wahl der neuen Kamera vom geschulten Personal bei einem der 27 Wiener Fotofachhändler beraten zu lassen: „Eine Fotokamera ist ein hochtechnisches Gerät, deshalb empfiehlt sich jedenfalls eine Kaufberatung bei einem lokalen Fotofachhändler vor Ort. Die Vielfalt der angebotenen Kameras und deren technischen Ausstattungen erlauben es, dass auf die individuellen Anforderungen und Interessen perfekt eingegangen werden kann.“

Quelle: WK-Wien

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