Der Modehandel steht in Wien vor großen Herausforderungen. Günther Rossmanith, Obmann des Mode-Einzelhandels in der Wirtschaftskammer Wien: „Die Zeiten sind geprägt von einer spürbaren Konsumzurückhaltung der Kunden, hohen Fixkosten und der Konkurrenz durch internationale Online-Plattformen. Das zwingt den stationären Modehandel dazu, innovative Wege zu finden, um trotz veränderter Kaufgewohnheiten zu bestehen.“
Trotz des Rückgangs von über 600 Modehändlern in Wien innerhalb der letzten zehn Jahre zeigen sich viele Betriebe anpassungsfähig und innovativ. Laut Rossmanith besteht Potenzial in der kreativen Neuausrichtung und Spezialisierung. Gerade große Einzelhändler setzen zunehmend auf Flagshipstores, die ein intensives Markenerlebnis bieten, während kleinere Geschäfte mit Nischenangeboten auf individuelle Kundenbedürfnisse eingehen. So gab es im ersten Halbjahr 2024 allein 271 Neugründungen im Modehandel, hauptsächlich spezialisierte Boutiquen und Läden mit individuellen Sortimenten.
„Die Rückkehr der kleinen Boutiquen ist ein ermutigendes Zeichen.“
Günther Rossmanith (Bild oben), Obmann des Mode-Einzelhandels
Besonders kleine Boutiquen gewinnen an Bedeutung, indem sie exklusive Einzelstücke und limitierte Mode anbieten. Rossmanith betont die Bedeutung dieser Entwicklung: „Die Rückkehr der kleinen Boutiquen ist ein ermutigendes Zeichen. Gerade durch ihre persönliche und authentische Kundenbindung schaffen diese Händler ein Einkaufserlebnis, das sich von der Anonymität des Online-Shoppings abhebt.“
„Es ist mir wichtig, dass die Menschen zu uns kommen, um zu entspannen und nicht zwangsläufig etwas kaufen müssen. Unser Fokus liegt auf umfassender und persönlicher Beratung.“
Elnara Amirova in ihrer Mode-Boutique „Mon Debut“ auf der Josefstädterstraße
Diese Läden setzen auf Partnerschaften mit lokalen Designern und Events, um ihre Attraktivität zu steigern. Die starke Kundenbindung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor – Stammkunden werden oft zu aktiven Markenbotschaftern, die das Geschäft weiterempfehlen und Umsatz generieren.
Rossmanith hebt hervor, dass der stationäre Handel Arbeitsplätze sichert und das Stadtbild prägt. „Unsere Modehändler leisten einen wichtigen Beitrag zur städtischen Kultur und Wirtschaft“, sagt er. Bewusst im stationären Handel einzukaufen, fördere die Vielfalt und Lebendigkeit der Einkaufsstraßen und sichere eine nachhaltige Einkaufslandschaft in Wien.