Vor 30 Jahren rückte Österreich vom östlichen Rande in die Mitte des freien Europas. Wien wurde zu einer der wirtschaftlichen Hauptstädte des Kontinents. Die heimischen Unternehmer haben diese Chance beispielhaft genutzt, sagt Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck.
Wie sehr hat Wien von den politischen Ereignissen vor 30 Jahren profitiert?
Ruck: In enormem Ausmaß und in vielen Beziehungen: Bis 1989 war Wien das Ende der freien Welt, nur wenige Kilometer östlich waren die unüberwindbaren Grenzsperren des Ostblocks. Und plötzlich war diese Grenze offen – mit allen Möglichkeiten. Und es waren die Wirtschaftstreibenden, die als erste die Chance genützt haben. Auch wenn sie das volle Ausmaß der Möglichkeiten und Risiken nicht sehen konnten.
Wie sind sie vorgegangen?
Ruck: Die österreichischen Unternehmer haben sehr schnell reagiert und die alten Bande, die es noch aus der Monarchie gab, wieder aufleben lassen. Die österreichischen Direktinvestitionen und Mittel- und Osteuropa lagen 1990 bei bescheidenen 400 Millionen Euro. Nur zehn Jahre später – im Jahr 2000 – waren sie bereits 20-mal so hoch: acht Milliarden Euro.
Und heute?
Ruck: Mit der EU-Erweiterung haben sich die Chancen noch einmal vergrößert und die heimischen Unternehmer nützten sie abermals. Deshalb liegen die Direktinvestitionen Österreichs in Mittel- und Osteuropa nun bei bald 80 Milliarden Euro – eine weitere Verzehnfachung.
Hat das auch Wien etwas gebracht?
Ruck: Wien hat die Chancen, die sich ergeben haben, in allen Sektoren genutzt: Sei es im Tourismus, der Jahr für Jahr neue Nächtigungsrekorde verzeichnet, sei es die Anzahl an hochqualifizierten Arbeitsplätzen in der Forschung und in den vielen lokalen und regionalen Headquarters, die sich in und um Wien angesiedelt haben. Die gäbe es ohne den Markt östlich von Österreich heute nicht. Auch das Fachkräfteangebot hat sich durch die EU-Osterweiterung aus Sicht vieler heimischer Betriebe wesentlich verbessert.
Wie, denken Sie, wird es in weiteren 30 Jahren aussehen?
Ruck: Ich bin überzeugt, dass wir die positive Entwicklung der Vergangenheit fortschreiben können. Die EU wird noch weiter zusammenwachsen und damit wird der Austausch von Waren, Wissen und Wert noch stärker werden. Unsere Betriebe bleiben top.
Quelle: Wiener Wirtschaft