Heute nehmen schon fast 25.000 Österreicherinnen und Österreicher die flexiblen Dienstleistungen von rund 60.000 selbständigen Betreuungskräften in Anspruch, um trotz Einschränkungen die Herausforderungen des Alltags bewältigen und in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Tendenz stark steigend.
Damit der Markt transparenter wird und unsere Mitglieder ihre Leistungen in möglichst hoher Qualität anbieten können, haben wir in der Wirtschaftskammer in den vergangenen drei Jahren einige wesentliche Schritte setzen können: Seit einem Jahr sind Vermittlungsagenturen im Rahmen eines eigenständigen Gewerbes tätig, zugleich wurden strenge, gesetzlich verpflichtende Standes- und Ausübungsregeln eingeführt.
Unseren Mitgliedern, die – wie auch ich – mehrheitlich aus Österreichs osteuropäischen Nachbarländern stammen, bieten wir Informationen und verschiedenste Vorlagen in mehreren Sprachen an, und ich selbst vermittle im Beziehungsdreieck Betreuer – Vermittlungsagenturen – Kunden als Ombudsfrau. Und das ist nicht immer einfach, weil Betreuungsbedürftige und deren Angehörige in einer oft auch emotional sehr belastenden Situation sind.
Besonders stolz bin ich darauf, dass es gelungen ist, in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Niederösterreich und dem WIFI International eine Weiterbildungsakademie für Personenbetreuer ins Leben zu rufen. Unsere Mitglieder können sich hier Qualifikationen im Umgang mit Demenz oder in der Bewältigung von Konfliktsituationen, aber auch unternehmerische Grundkenntnisse aneignen. Auch für die kommenden Jahre haben wir einiges vor. Die neue Bundesregierung hat sich eine Reform der selbständigen Personenbetreuung vorgenommen, und wir sind bereits intensiv im Gespräch mit der zuständigen Sozialministerin. Unter anderem wollen wir ein staatliches Gütesiegel für Vermittlungsagenturen einführen, um für einen weiteren Qualitätsschub zu sorgen und schwarze Schafe aus dem Markt zu drängen.
Das für mich persönlich wichtigste Anliegen ist aber das teils beschämend niedrige Preisniveau in der Personenbetreuung. Das hat aber einen einfachen Hintergrund: Viele betroffene Familien geraten an die Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit. Ich hoffe daher sehr, dass sowohl das Pflegegeld valorisiert werden kann (was seit seiner Einführung 1993 noch nie passiert ist) als auch die Förderung des Sozialministeriums für die selbständige Personenbetreuung deutlich erhöht werden kann.
Davon haben nämlich alle etwas: Der niederösterreichische Landesrechnungshof hat ausgerechnet, dass die Förderung der 24-Stunden-Betreuung im Vergleich zu einem Pflegeheimplatz dem Steuerzahler pro geförderter Person und Monat rund 1.400 Euro erspart. Angesichts absehbarer demografischer Entwicklungen wird diese Entlastung der öffentlichen Budgets in Zukunft nötiger sein denn je.
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