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Auf Finanzmärkten treffen sich Angebot und Nachfrage nach Finanzmitteln. Es wird mit Geld (kurzfristige Mittelbeschaffung), Kapital (langfristige Mittelbeschaffung) oder Währungen gehandelt. Finanzmärkte sind für eine Volkswirtschaft von entscheidender Bedeutung, weil sie für eine rasche, ausreichende und sichere Versorgung von Banken, Unternehmen, privaten Haushalten und des Staates mit finanziellen Mitteln sorgen.
Für die Republik Österreich ist der Kapitalmarkt von existenzieller Bedeutung
Kapitalmärkte stellen ein breites Spektrum von Anlageprodukten zur Verfügung, sodass jeder Anleger die für ihn beste Kombination aus Ertrag und Risiko vorfindet. Für Unternehmen eröffnen Kapitalmärkte eine Vielzahl von Finanzierungsquellen, um Wachstum, Innovationen und Arbeitsplätze zu schaffen sowie die Finanzierungsstruktur zu diversifizieren. Über Aktien und Anleihen wird es zudem breiten Bevölkerungsschichten ermöglicht an wirtschaftlichen Erfolgen von Unternehmen teilzuhaben. Entwickelte Kapitalmärkte zeichnen sich durch Anlegerschutz, Regulierung und Aufsicht aus.
Banken und Kapitalmärkte ergänzen sich
Um ihren Finanzbedarf zu decken, stehen Unternehmen sowohl Eigenkapital als auch Fremdkapital zur Verfügung. Bei einer Eigenkapitalfinanzierung (Hereinnahme von Partnern, Börsegang) beteiligt sich der Kapitalgeber am Unternehmen, hat die Chance auf Gewinn und trägt das Risiko von Verlusten. Bei einer Fremdkapitalfinanzierung überlässt der Kapitalgeber (meist eine Bank) einen bestimmten Betrag auf bestimmte Zeit; er erhält dafür Zinsen und hat Anspruch auf vollständige Rückerstattung des Kapitals. Ein funktionierender Finanzplatz ruht auf beiden Säulen: einem leistungsfähigen Bankensektor, der in der Regel Fremdkapital zur Verfügung stellt, und liquiden Kapitalmärkten, die neben Fremdkapital vor allem Eigenkapital zur Verfügung stellen können. Banken und Kapitalmärkte stehen nicht in Konkurrenz zu einander, sondern sind komplementär und ergänzen sich.
Kapitalmarkkonzept ist im Interesse des gesamten Wirtschaftsstandortes
Der Entwicklungsstand des österreichischen Kapitalmarktes entspricht in keinster Weise dem Reifegrad der österreichischen Volkswirtschaft. Für einen funktionierenden Kapitalmarkt bedarf es daher eines Gesamtkonzeptes, das die Interessenlage aller relevanten Player (institutionelle und private Anleger, Banken, Börse, Unternehmen, Staat) berücksichtigt und den negativen Schwung, der aus der Erhöhung der KESt, der Schließung des dritten Marktes, der Diskussion um die Finanztransaktionssteuer und der stetig steigenden Aufsichtskosten resultiert, umkehrt. Ein wichtiger Schritt damit die Unternehmen zusätzliche Mittel lukrieren können ist die Heraufsetzung der Prospektschwelle von derzeit 250.000 Euro (bzw. 1,5 Mio Euro im Rahmen des AltFG) auf die von der EU durch die neue Prospekt-Verordnung ermöglichten 8 Millionen Euro. Damit fällt eine maßgebliche Hürde für KMU, sich am Kapitalmarkt mit Liquidität zu versorgen. Zudem sollte es im Sinne von Financial Education die Aufnahme von Kapitalmarktbildung an Schulen und Universitäten vorsehen (Stichworte: Bildung ist der beste Anlegerschutz; besseres Finanzwissen hebt die Bereitschaft zu Veranlagungen abseits des Sparbuches). Ein solches Gesamtkonzept ist von der nächsten Bundesregierung einzufordern – im Interesse des gesamten Wirtschaftsstandortes und der Leitbetriebe von morgen.