Viele Brand- und CO-Unfälle in Wien entstehen durch Sorglosigkeit der Bewohner, meinen die Wiener Rauchfangkehrer.
Mehr Disziplin der Bürger, Brandmelder auch im Altbau und eine regelmäßige Erneuerung des Elektrobefunds – das fordert Christian Leiner, Innungsmeister der Wiener Rauchfangkehrer, zur wirksamen Vorbeugung von Bränden und Kohlenmonoxid-(CO-)-Unfällen in der Stadt.
Rund 10.000 Mal pro Jahr rückt die Wiener Berufsfeuerwehr zu Brandeinsätzen aus, Tendenz steigend. Die Ursachen sind oft menschliches Fehlverhalten, aber auch defekte Geräte und alte, überlastete Leitungen. Eine Verpflichtung, elektrische Leitungen regelmäßig durch den Fachmann überprüfen zu lassen, könnte zumindest die letztgenannte Brandursache weitgehend ausschalten, sagte Leiner im Rahmen einer Pressekonferenz vorigen Mittwoch. Er forderte auch den verpflichtenden Einbau von Rauchmeldern in Altbauten – eine Investition, die wenig koste, im Ernstfall aber Leben rette.
Das gilt auch für die Freihaltung der Fluchtwege in Wohnhäusern. Möbel, Kinderwägen, Fahrräder, ja selbst Pflanzen, die im Stiegenhaus abgestellt sind, können bei einem Brand zu lebensbedrohlichen Hindernissen werden, betont Leiner. Die Rauchfangkehrer, die im Zug ihrer Kehr- und Kontrolltätigkeiten in den Wohnhäusern auch auf freie Fluchtwege achten, markieren solche Gegenstände mit einer Banderole, die zum Entfernen auffordert. Passiert das nicht, muss die Hausverwaltung das Hindernis entfernen lassen. „Die Sorglosigkeit der Bürger nimmt leider zu”, weiß Leiner. Er mahnt mehr Disziplin der Bewohner ein – „im Sinn ihrer eigenen Sicherheit”.
Um diese geht es auch bei der Wartung von Gasgeräten. Mit der Einführung der jährlichen Luftverbundüberprüfung 2012 sei die Zahl der CO-Unfälle in Wien zwar um mehr als 80 Prozent gesunken. 2017 allerdings mussten die Rauchfangkehrer fast 7900 Gasthermen wegen erhöhter CO-Werte oder anderer Mängel sperren – um 25 Prozent mehr als im Jahr davor. „Die Leute werden nachlässig, wenn nichts passiert”, so der Innungsmeister. Er appelliert, Gasgeräte regelmäßig durch einen Fachbetrieb warten zu lassen – am besten jährlich. Gleichzeitig warnt er vor unseriösen Anbietern. Für diese Leistung seien Angebote von weit unter 100 Euro „mit Vorsicht” zu betrachten.
Serviceportal soll lückenlose Dokumentation ermöglichen
Auch die Digitalisierung ist für die 128 Wiener Rauchfangkehrerbetriebe ein wichtiges Thema. Viele ihrer insgesamt 498 Mitarbeiter (davon 72 Lehrlinge) sind bereits mit Tablets ausgerüstet. Dazu hat die Branchenvertretung ein Serviceportal aufgebaut, das die digitale Kommunikation mit Behörden und Hausverwaltungen ermöglicht. Ab 2019 sollen auch Zahlung und Arbeitsdokumentation auf diesem Weg möglich sein.
Quelle: Wiener Wirtschaft