Großhändler müssen sich klar positionieren, um in Zukunft bestehen zu können. An der Digitalisierung kommt kein Betrieb vorbei, so das Ergebnis einer neuen Großhandels-Studie.
Wie kann der Großhandel auch künftig als Intermediär zwischen Produzenten und Konsumenten bestehen? Diese Frage beleuchtet eine aktuelle Studie der KMU Forschung Austria, durchgeführt im Auftrag der Arge (Arbeitsgemeinschaft) Großhandel, einer Kooperation von neun Branchen, die die Interessen der Großhandelsbetriebe in der Sparte Handel der Wirtschaftskammer (WK) Wien vertritt.
Die Studie mache deutlich, dass der Großhandel in Wien eine wichtige Rolle spielt, sagte Handels-Spartenobmann Rainer Trefelik bei der Präsentation der Ergebnisse. Auf Wien entfällt der Löwenanteil der österreichischen Großhandelsumsätze.
Die Branche stehe aber vor großen Herausforderungen, betonte Karl Kristian Gödde, Obmann der Arge Großhandel. „Der Markt ist rückläufig, die Umsätze sinken.” Die Gründe sieht Studienautor Peter Voithofer in „sich auflösenden Grenzen zum Einzelhandel”: „Einzelhändler kaufen direkt beim Hersteller, die Produzenten suchen den direkten Kontakt zu Kunden.” Großhändler müssten jetzt festlegen, wie sie sich künftig positionieren wollen – als Nischenanbieter, als Service-Spezialist, als Multispezialist mit tiefem Sortiment und ergänzenden Leistungen oder als Preisführer. Unabhängig davon sei die Digitalisierung für alle Großhändler das zentrale Thema. „Erst zwei Drittel kaufen oder verkaufen selbst im Internet. Da ist noch Luft nach oben”, so Voithofer. Großhändler müssten digitale Möglichkeiten selbst nutzen, etwa um wesentliche Logistik- und Servicefunktionen für Kunden zu übernehmen, Endkunden über Webshops direkt anzusprechen oder maßgeschneiderte Angebote zu erstellen. Unterstützung erhalten die Betriebe dabei von der Sparte Handel der WK Wien (www.ecommerce-center.wien).
Im Zusammenhang mit der Globalisierung des Handels machte sich Trefelik für die klare Definition des Begriffs der digitalen Betriebsstätte auf europäischer Ebene stark. Damit könnten beispielsweise die Umsätze global agierender Online-Anbieter im jeweiligen Land besteuert werden. Das wäre laut Trefelik ein wichtiger Schritt zu gleichen Rahmenbedingungen für den stationären und den Online-Handel, wie sie die Interessenvertretung seit langem vehement fordert.