Breitband für alle statt Schneckentempo

23. April 2018

© Foto: Christian Skalnik

Breitband für alle statt Schneckentempo

23. April 2018

In Wien ist es mit der Breitband-Versorgung der Unternehmen nicht gut bestellt. Für viele Betriebe reicht die Datengeschwindigkeit nicht mehr aus, um die Chancen der Digitalisierung nutzen zu können. Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck fordert von der Politik rasches Handeln.

Mit einer leistungsfähigen Internet-Verbindung versorgt zu sein, ist auch im Jahr 2018 in Wien keine Selbstverständlichkeit. Denn während in den anderen Bundesländern der Breitband-Ausbau zügig voranschreitet, passiert in Wien vergleichsweise wenig. Vor allem in den Betriebsgebieten: Im Betriebsgebiet Liesing etwa, das mit 560 Unternehmen und 7000 Mitarbeitern das größte in Wien ist, klagen 45 Prozent der Betriebe über die niedrige Geschwindigkeit ihres Internetanschlusses, 35 Prozent sind mit seiner Stabilität unzufrieden. Mehr als E-Mails schreiben und online surfen ist da meist nicht möglich. Die Chancen der Digitalisierung können diese Betriebe nicht voll nutzen.

Für Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck ist dieser Zustand unerträglich: „Leistungsfähiges Breitband-Internet ist eine existenzielle Zukunftsfrage für unsere Unternehmen. Die Politik ist aufgefordert, die entsprechende Versorgung sicherzustellen.” Bis 2020 werde sich der Breitbandbedarf in Liesing wie auch in den 27 anderen Wiener Betriebsgebieten verdoppeln. „Schnelles Internet gehört heute zur notwendigen Grundinfrastruktur genauso dazu wie Straßen, Strom- und Wasserleitungen”, sagt Ruck. Die öffentliche Hand stehe hier in der Pflicht.

EU bewertet Österreich kritisch

Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung ortet auch die Europäische Kommission: Im neuesten Digitalisierungsindex der Europäischen Union (EU) lag Österreich zuletzt auf Platz zehn von 28 EU-Staaten, bei der Breitband Abdeckung auf Platz 13. „Österreich gehört zur Ländergruppe mit mittleren Ergebnissen”, stellt der Bericht fest. Überdurchschnittlich gute Werte erreicht Österreich bei den digitalen öffentlichen Diensten, besonders schlechte bei der Internetnutzung. „Genau das hat viel mit der Internet-Geschwindigkeit zu tun”, erklärt Ruck. 

Mehr IT-Fachkräfte ausbilden

Handlungsbedarf sieht Ruck auch bei der Ausbildung – und zwar gleich an mehreren Fronten. Einerseits bei der Zahl der IT-Studienplätze an Universitäten und Fachhochschulen, denn der heimischen IT-Branche fehlen tausende Fachkräfte. Andererseits müsse Digitalisierung auch in den Schulen wichtiger werden. „Digitale Kompetenzen werden in der Zukunft genauso wichtig sein wie Lesen, Schreiben und Rechnen”, so Ruck. Bei der technischen Ausstattung in den Schulen und der Weiterbildung der Lehrer gebe es Verbesserungsmöglichkeiten. Auch sämtliche Lehrberufe müssten fit für das Digitalisierungszeitalter gemacht werden. Bei einem Teil ist das schon passiert. So ist vor kurzem der neue Lehrberuf E-Commerce-Kaufmann bzw. -Kauffrau entstanden. 

Deutlich im Verzug sei die Politik beim Thema Arbeitszeit-Flexibilisierung. „Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitswelt grundlegend. Es entstehen neue Berufe, während andere wegfallen, und es ändern sich auch die Art zu arbeiten, die Orte des Arbeitens und die Arbeitszeiten”, sagt Ruck. Das derzeit sehr unflexible Arbeitsrecht enge Betriebe und ihre Mitarbeiter viel zu sehr ein. Ein echter Nachteil für unsere Wettbewerbsfähigkeit, wie Ruck findet.

Amazon & Co fair besteuern

Auch im Steuerrecht gibt es Handlungsbedarf, vor allem bei der Besteuerung von international agierenden Online-Händlern. „Die Umsätze des Online-Handels steigen rasant, internationale Anbieter haben daran einen wesentlichen Anteil. Aufgabe der Politik ist, unseren heimischen Anbietern einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen”, fordert Ruck.

Quelle: Wiener Wirtschaft

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