Gewerbe und Handwerk stehen im Mittelpunkt der neuen Kampagne der Wirtschaftskammer Wien. Erfahrene Meister und Meisterinnen aus Wien haben sich als Testimonials für ihr Handwerk zur Verfügung gestellt.
„Ich habe gleich ja gesagt, als man mich gefragt hat, ob ich bei der Kampagne mitmache”, sagt Hanni Vanicek, Chefin des Bett- und Tischwäschefachgeschäfts „Zur Schwäbischen Jungfrau”. Der Wiener Traditionsbetrieb am Graben in der Inneren Stadt hat Kunden aus aller Welt. Sie schätzen, was sie im Wiener Fachgeschäft angeboten bekommen: Erstklassig mit der Hand genähte und bestickte Bett- und Tischwäsche und Frotteeware. Viele Mitarbeiterinnen der „Schwäbischen Jungfrau” hat Vanicek selbst ausgebildet, drei ihrer vier Verkäuferinnen seien ehemalige Lehrlinge von ihr. „Und wir suchen derzeit zwei neue Lehrlinge”, erzählt sie. Das Thema Lehre sei ihr wichtig, betont die Meisterin.
Daher habe ihr auch die Idee zur Herbstkampagne der Wirtschaftskammer (WK) Wien sofort gefallen. Denn Wiens Meister und ihr Nachwuchs in Gewerbe und Handwerk stehen im Zentrum der aktuellen WK Wien-Kampagne. Wie schon bei der WK Wien-Gastrokampagne 2016 treten auch heuer wieder Wiener Unternehmer als Testimonials auf.
Vater und Sohn als Testimonials für Handwerk
So auch Sandor Körösi, der in der Leopoldstadt einen Malerbetrieb mit zwei Mitarbeitern führt. Er hatte auch gleich seinen Sohn Raffael zum Fotoshooting mitgebracht. „Raffael freut sich jetzt jeden Tag, wenn er ein Plakat von uns sieht”, erzählt Körösi. Der Siebenjährige sei handwerklich sehr geschickt und interessiert, berichtet der stolze Vater. „Er wollte schon in den Kindergarten meinen Akkubohrer mitnehmen.”
Auch Körösi ist gute Ausbildung wichtig. Er habe sein Handwerk vor 35 Jahren in Siebenbürgen gelernt: „Damals hat man noch selbst Farben gemischt, seither hat sich viel geändert.” Vor 30 ist Körösi nach Österreich gekommen, vor 15 Jahren habe er erstmals daran gedacht, sich selbstständig zu machen. „Also habe ich die Meisterprüfung gemacht und bin jetzt seit elf Jahren selbstständig”, erzählt er. Sein Betrieb habe auch schon 15 Mitarbeiter beschäftigt und viel auf Großbaustellen zu tun gehabt, die aktuelle Betriebsgröße sei ihm derzeit aber lieber. „Mein Sohn ist noch klein und ich will Zeit mit ihm verbringen”, sagt er.
„Es sind Unternehmerinnen und Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen, Lehrlinge ausbilden und maßgeblich zum allgemeinen Wohlstand beitragen”, betont WK Wien-Präsident Walter Ruck. „Unsere Meisterbetriebe wahren die Tradition ihres Handwerks und geben ihr Fachwissen und das Verständnis für die hohe Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen an die nächsten Generationen weiter. Für uns ist daher klar: Ohne die alten Meister wird es in Zukunft keine jungen Helden geben.”
Vom Augenoptiker bis zum Zahntechniker
Daher stehen in der aktuellen WK Wien-Kampagne „Alte Meister. Junge Helden.” die vielen Handwerksberufe, die Bedeutung der Fachkräfteausbildung und der Weg in eine erfolgreiche Handwerks-Zukunft im Mittelpunkt.
„Wir sind überzeugt, dass Handwerk auch künftig goldenen Boden hat”, sagt Maria Smodics-Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der WK Wien. „Allerdings nur, wenn erfahrene Meister für die fundierte Ausbildung des Nachwuchses sorgen.” Im Gewerbe und Handwerk gibt es mehr als 100 Lehrberufe, unter denen Jugendliche das für sie Passende finden können. „Junge Menschen sind mit einer Lehre bestens beraten. Und Unternehmer wollen und brauchen Mitarbeiter, die ihren Job mit Leidenschaft ausüben. Dabei ist neben Know-how natürlich auch die Motivation entscheidend. Hier braucht es positive Rollenbilder – die Meister ihrer Branchen – die die Karrierechancen aufzeigen”, betont Smodics-Neumann.
Meisterprüfung öffnet viele Karrierechancen
In Wien gibt es 48.000 Gewerbe- und Handwerksbetriebe mit insgesamt 153.000 Mitarbeitern. Als größter und führender Lehrlingsausbilder stellen Gewerbe und Handwerksbetriebe in Wien 4300 Lehrlingen in rund 1560 Betrieben einen Lehrplatz zur Verfügung.
Die weitere Qualifizierung zum Meister öffne viele Karrierechancen, betont Ruck. Die aus fünf Modulen inklusive Unternehmer- und Ausbilderprüfung bestehende Meisterprüfung wurde im nationalen Qualifikationsrahmen jüngst auch dem Bachelor- und Ingenieur-Abschlussgleichgestellt. In 81 Gewerben stellt die Meister- bzw. Befähigungsprüfung die Zugangsvoraussetzung für die Selbstständigkeit dar. Darüber hinaus sind Meisterbrief und Befähigungsurkunde bei Kunden anerkannte Qualitätsnachweise. „Die Stärke unseres Wirtschaftsstandorts liegt auch darin, junge Menschen weiter dafür zu begeistern, traditionelle Berufe zu erlernen”, erklärt Ruck.
Quelle: Wiener Wirtschaft